Systemische Risiken - Was ist das?
Aus Wikipedia: „Das Systemrisiko (systemische Risiken) ist ein Risiko, das die Funktion oder das Fortbestehen eines ganzen Systems beeinträchtigen kann. […] In der Finanzwirtschaft besteht das systemische Risiko in der Gefahr, dass der finanzielle Zusammenbruch eines Marktteilnehmers auf andere, originär rechtlich und wirtschaftlich unabhängige Marktteilnehmer übergreift und letztlich den funktionellen Zusammenbruch wesentlicher Teilbereiche oder des gesamten Finanzsystems bewirken kann“
Ein wichtiges Grundverständnis von systemischen Risiken besteht darin, dass die Bürger und damit Steuerzahler (Sie und ich) immer die Rechnung bezahlen müssen. Eine Bank geht bankrott und wird durch staatliche Träger aufgefangen: Die Steuern steigen. Eine Bank geht bankrott und rettet sich auf Grundlage der Gesetzgebung (Richtlinie 2014/49/EU): Wir verlieren unsere Einlagen (teilweise oder voll, je nachdem, wo Sie sich befinden).
Ein wesentlicher Bestandteil und Grundgedanke bei Bildung eines Anlageportfolios sollte die Absicherung gegen systemische Risiken sein. Schauen wir uns die aktuellen systemischen Risiken an.
I. Negative Zinssätze
Eines der größten Risiken ist die aktuelle Negativzinspolitik. Seit 2008 zahlt der Steuerzahler tatsächlich dreimal.
Dies zeigt sich in:
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Es gibt keine Erträge mehr auf Sparkonten, alle Standardprodukte funktionieren nicht mehr. Als Ergebnis verlieren Sie Einnahmen. Es handelt sich dabei um eine fortgesetzte Enteignung von Sparern.
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Steigerung der Steuern und Staatsausgaben. Nach den großen Rettungsaktionen stiegen die Steuern und die Staatsdefizite. Die Regierungen suchen nach neuen Wegen, um die Bürger zu besteuern.
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der "versteckten" Inflation in Form ständig steigender Krankenversicherungs- und Lebensmittelpreise.
II. Europäisches Einlagensicherungssystem
Draghi kündigte an, dass das „Europäische Einlagensicherungssystem“ nicht mehr benötigt wird, da das System stabil genug sei (siehe hierzu https://ec.europa.eu/info/publications/commission-proposal-european-deposit-insurance-scheme-edis_de). Derzeit umfasst das europäische Einlagensicherungssystem maximal 100.000 EUR, diese Einlagensicherung bezieht sich nur auf 100.000,00 €:
- pro Institution, nicht „Bank“, was am Beispiel Deutschland bedeutet:
Sie haben ein Konto, bei der Postbank und ebenfalls ein Konto bei der Norisbank, auf beiden Konten haben Sie, sagen wir jeweils 99.999,99€. Wir wissen, Einlagen bis zu 100.000,00 € sind gesichert. Da jedoch sowohl die Postbank als auch die Norisbank im Besitz der Deutschen Bank* sind, verlieren Sie 99.999,98 €, da die Einlagensicherung pro Institution und nicht pro Bank gilt.
- pro Einzelkontoinhaber
*Im Besitz der Deutschen Bank befinden sich: Deutsche Bank, Postbank, Norisbank, Berliner Bank und DSL Bank.
III. Ungedeckte (nicht finanzierte) Verbindlichkeiten
In finanzieller und wirtschaftlicher Hinsicht ist eine Verbindlichkeit eine rechtliche Verpflichtung einer Person, einer Organisation oder einer staatlichen Einrichtung, eine Schuld aus früheren oder laufenden Transaktionen oder Handlungen zu zahlen. Kurz gesagt handelt es sich bei einer Verbindlichkeit um einen Anspruch auf das gegenwärtige oder zukünftige Vermögen des Schuldners. Eine ungedeckte Verbindlichkeit ist eine Verbindlichkeit, für die keine kurzfristigen oder geplanten Vermögenswerte zur Deckung der Verbindlichkeit vorhanden sind.
Diese Verbindlichkeiten beziehen sich im Allgemeinen auf Schulden der Regierung oder von Rentensystemen (sei es das gesetzliche Umlageverfahren oder der private Rentenfonds/Versicherung). Ihre Auswirkungen auf das Sparen, Investieren und den allgemeinen wirtschaftlichen „Wohlstand“ einer Nation oder eines Unternehmens können sich erheblich und negativ auswirken.
Da die Regierungen von Bund und Ländern und einige große Unternehmen immer mehr durch steigende Leistungsschulden (Sozialleistungen) belastet werden, sind die Regierungen gezwungen, Leistungen zu kürzen/umzuverlagern, Steuern zu erhöhen oder eine Kombination aus beiden. In allen Industrienationen sehen wir ungedeckte Verbindlichkeiten im nationalen Gesundheits- und Rentensystem. Dies umfasst auch die betriebliche Altersversorgung. Diese ungedeckten Verbindlichkeiten werden durch Verringerung der Dienstleistungen und Erhöhung der Kosten für den Einzelnen abgedeckt.
Unternehmen mit ungedeckten Verbindlichkeiten müssen mehr Einnahmen erzielen, indem sie die Effizienz steigern, ihre Produkte und Dienstleistungen stärker belasten, geringere Gewinne akzeptieren, die Dividenden für die Anleger senken oder eine Kombination daraus bilden. In allen „großen“ Volkswirtschaften wird die Inflation und die Probleme mit der Armut weiterhin zunehmen, da keine Lösung oder Maßnahme zur Verringerung und Beseitigung ungedeckter Verbindlichkeiten besteht.
Dies stellt derzeit keine große Bedrohung für die Systemstabilität dar, da es sich um einen adaptiven Mechanismus handelt. Aber wenn Sie sich jemals gefragt haben, warum wir immer mehr zur Kasse gebeten werden, dann haben Sie hier eine Erklärung.
IV. Risiken aus Derivaten
Über zehn Jahre nach dem Finanzcrash im Jahr 2008 liegt das Derivate-Risiko erneut über 600 Billionen US-Dollar. Damals waren die Derivatgeschäfte Mitverursacher für den Zusammenbruch der Lehman Brothers Holdings Inc., welche die Finanzkrise 2008 global ins Rollen brachte. Allein die Deutsche Bank hat mittlerweile wieder 46 Billionen Euro an Derivaten. Das Financial Stability Board (FSB) überwacht und kontrolliert alle „großen“ Finanzinstitutionen. Indem Stresstests durchgeführt werden, wird das Systemrisiko für die großen Finanzinstitute überwacht. Wird festgestellt, dass eine Institution in Schieflage gerät werden direkt die Maßnahmen zum „Bail-In“ ergriffen.
Bail-In, zu deutsch Gläubigerbeteiligung, bezeichnet die Beteiligung von Gläubigern eines Kreditinstituts (die Anleger in deren Schuldtiteln) an dessen Verlusten bei der Sanierung oder Abwicklung im Falle drohender Zahlungsunfähigkeit. Die Folge siehe unter Punkt II Europäisches Einlagensicherungsystem.
V. Fiat-Geld-System
Alle Währungen auf diesem Planeten sind Fiatgeld.
Als Fiatgeld werden Geldmittel bezeichnet, welche in sich wertlos sind, aber durch Regierungen einen Wert zugesprochen bekommen. Unter Fiatgeld fallen alle uns heute bekannten Währungen auf „Papiergeld“ wie z.B. Dollar, Euro, Yen, Schweizer Franken u.v.m.. Kurzum Fiatgeld erhält seinen Wert durch staatliche Macht. Das Problem bei Fiatgeld ist, dass Regierungen den Wert des Geldes uneingeschränkt verändern und beeinflussen können. Das Wort Fiat stammt aus dem Lateinischen und lässt sich mit „so sei es“ übersetzen. Als Interpretation könnte man sagen, was „oben“ (durch Regierungen) gesagt wird, wird gemacht und lässt sich von „unten“ (den Haltern von Fiatgeld) nicht beeinflussen.
Die Gefahr der Fiatwährung liegt darin, dass der von der Regierung bestimmte Wert ganz schnell auf Null gehen kann, da das Papier auf dem der Wert gedruckt ist, in sich wertlos ist.
Zusammenfassend kann man sagen, alle Papierwährungen auf dem Planeten sind Scheinwährungen. Alle Euros und Dollars werden aus dem Nichts geschaffen unser gesamtes globales Finanzsystem basiert also auf Glauben.
Aus dem Buch “Dieses Mal ist alles anders – acht Jahrhunderte Finanzkrisen“ der beiden Harvard-Professoren, Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff, gibt es eine Kernaussage, die besagt: Hyperinflation kann nur in Fiat-Währungssystemen auftreten.
Für mich bedeutet in Betrachtung aller Fakten: Hyperinflation beginnt, wenn das Vertrauen in die eigene Währung schwindet. Glaube ist eine tiefere Ebene von Vertrauen. Unser globales Finanzsystem basiert demnach auf dem „Währungen-entstehen-aus-der-Luft“-Glauben.
Es ist ein wenig wie religiöser Glaube, man glaubt nicht an Gott weil er/sie/es offensichtlich ist, sondern weil Gott geheimnisvoll ist. Wenn wir morgens aufstehen, glauben wir einfach irgendwie daran, dass die Euros, US-Dollar und alle anderen Papierwährungen etwas wert sind.
Zum Glück sind die Mythen über das globale Finanzsystem leicht zu entschlüsseln. Sollten Sie sich intensiver mit diesem Thema beschäftigen wollen, ist der Beitrag bei Wikipedia ein guter Einstieg:
https://de.wikipedia.org/wiki/Fiatgeld
VI. Geschichte des Regierungsversagens
Regierungen haben eine 100-prozentige Erfolgsgeschichte, das Volk im Stich zu lassen. Regierungen dienen nur sich selbst. Wenn Sie ein Milliardär sind, ist dies nicht Ihr Anliegen. Wenn Sie Millionär sind, dann könnte dies rasch ein Problem werden, insbesondere wenn Sie sich dem Rentenalter nähern.
Das Buch "Diesmal ist alles anders - Acht Jahrhunderte Finanzkrisen" gilt als eines der fünf einflussreichsten Bücher der modernen Wirtschaft. Eine kurze Zusammenfassung finden Sie in dem Link hier „Diesmal ist alles anders- acht Jahrhunderte Finanzkrisen“. Es ist ein sehr zu empfehlendes Buch.
Was Regierungen in der Vergangenheit getan haben, um Wohlstand zu konfiszieren
· Währungsabwertung um 99% - In der Regel durch Hyperinflation verursacht (siehe Link 1 „Währungsreform 1948“ unten)
· Zwangshypotheken
· Verbote
und
· Beschlagnahmungen
Licht am Ende des Tunnels: Sie können Ihren Wohlstand sichern, in dem Sie einen Teil davon “außerhalb des Systems” anlegen.
Es gibt drei Möglichkeiten, sich außerhalb des Systems zu bewegen und die Risiken einzuschränken. Alle drei Optionen verfügen über einzigartige Eigenschaften:
1. Bargeld
Bargeld kann außerhalb des Bankensystems verwahrt werden, was Ihr alleiniges Zugreifen ermöglicht. Es wird empfohlen, eine Barreserve von mindestens 3 Monaten Ihrer monatlichen Ausgaben zu haben. Es kann sicher in einem Safe oder Wertschließfach aufbewahrt werden.
2. Gold und Silber
Gold und Silber sind in physischer Form nicht mit einem Gegenparteirisiko verbunden und können in allen Währungen der Welt eingelöst werden. Gold und Silber können (noch) anonym gegen Bargeld gekauft werden. (Siehe Link 2 „Anonymer Barverkauf“)
3. Krypto-Währung
Krypto-Währungen haben viele wichtige und wertige Eigenschaften, sind aber derzeit nicht als Vermögensspeicher geeignet. Es ist immer noch eine spekulative Investition, sollte dennoch in keinem Portfolio fehlen (max. 5%). Der größte Vorteil von Kryptos ist, dass Sie sie problemlos in jedes Land mitnehmen können. Aber 95% der Krypto-Währungen werden den Weg des Dinosauriers gehen. D.h. aussterben.
Nur der Besitz physischer Edelmetalle hat in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass das Vermögen erhalten blieb. Die meisten Krypto-Währungen sind nicht wirklich privat und fungibel.
Betreiben Sie Ihre eigene Recherchen und finden Sie ihren persönlichen Mix der zu Ihren Zielen der Vermögenssicherung passt.
Fassen wir die systemischen Risiken zusammen:
- Wir können das System nicht ändern, aber wir haben genug Freiheit und Macht, um eine alternative Realität zu schaffen.
- Wir brauchen Währung, um davon leben zu können und Teil des Marktes zu sein.
- Wir können einen Teil unserer Anlageportfolios (höher oder niedriger, Faustregel beträgt 20%) in Vermögenswerte außerhalb des Systems wie Bargeld, Gold und Kryptowährungen einteilen
- Wenn sich die Außenwelt verändert, haben wir immer Optionen und Möglichkeiten, mehr als wenn wir nichts tun.