1. Rückblick
Obwohl der Bitcoin am 22. Mai 2025 ein neues Allzeithoch von 112.000 USD erreicht hatte, musste die Krypto-Gemeinde im Anschluss zunächst eine siebenwöchige Konsolidierungsphase über sich ergehen lassen. Dabei kam es entgegen unserer Erwartung einer direkten Fortsetzung der Rallye Mitte Juni zu einem kurzlebigen Rücksetzer bis auf 98.240 USD. Kurse unterhalb von 100.000 USD waren jedoch nur von kurzer Dauer, denn der Rückgang unter diese psychologische Marke löste ausreichend neues Kaufinteresse aus, um die Kurse wieder nach oben zu treiben.
Im Anschluss an die Konsolidierung konnten sich die Bullen letztlich durchsetzen und der Bitcoin brach schließlich am 10.Juli über die breite Widerstandszone um 110.000 USD nach oben aus. Mit diesem erfolgreichen Ausbruch im Rücken stürmten die Notierungen zügig auf ein neues Allzeithoch bei 123.236 USD. Diese Kursspitze führte jedoch zu deutlichen Gewinnmitnahmen, wodurch der Bitcoin schnell um rund 7.500 USD bzw. 6 % zurückfiel. In den letzten Tagen stabilisiert sich der Kurs knapp unterhalb von 120.000 USD.
Insgesamt kommen die jüngsten Kursanstiege nicht überraschend, denn das zunehmende institutionellen Kaufinteresse ist bekannt. Für den Sprung von 110.000 auf 123.236 USD sorgten vor allem über 2,5 Mrd. USD Zuflüsse in die Spot-BTC-ETFs. Gleichzeitig kam es zu über 1 Mrd. USD an Short-Liquidationen bei den Krypto-Derivaten. Institutionelle Investitionen, insbesondere durch ETFs wie BlackRocks IBIT mit 80 Mrd. USD Vermögen, sowie Bitcoin-Treasury-Unternehmen wie Strategy, die durch Schuldenaufnahme und Eigenkapitalmaßnahmen kaufen, verstärken diesen Anstieg. Der selbstverstärkende Zyklus aus ETF-Zuflüssen, Liquidationen und Unternehmenskäufen treibt den Kurs, birgt aber auch das Risiko einer plötzlichen Umkehr.
Bitcoin-Dominanz in Prozent, Wochenchart vom 23. Juli 2025. Quelle: Tradingview
Während der Bitcoin seit 10 Tagen stagniert und konsolidiert, fließt das Kapital in alternative Kryptowährungen und neue Krypto-IPOs. Der Blick auf die Bitcoin-Dominanz macht klar, dass nun nach langem Warten die „Altcoin-Saison“ in vollem Gange ist. So ist die Bitcoin-Dominanz in den letzten Tagen deutlich von ca. 66% auf aktuell 61% gesunken, was Kapitalzuflüsse in Altcoins signalisiert. Projekte wie Solana, Ethereum, XRP und Dogecoin verzeichneten zuletzt starke Kursanstiege, was die wachsende Risikobereitschaft der Anleger unterstreicht.
Während Innovationen und Hype die Preise der Altcoins in die Höhe treiben, haben viele Coins aber immer noch großen Nachholbedarf. Gleichzeitig nähert sich der Zyklus damit seinem Ende, denn eine Rally bei den Altcoins beendet normalerweise die Aufwärtsbewegung. Die Frage ist nur, ob der gesamte vierjährige-Kryptozyklus zum Ende kommen wird oder ob in den kommenden Wochen lediglich ein wichtiges Zwischenhoch erreicht wird.
2. Chartanalyse Bitcoin in US-Dollar
a. Wochenchart: Kursziel weiterhin ca. 125.000 bis 130.000 USD
Bitcoin in USD, Wochenchart vom 23. Juli 2025. Quelle: Tradingview
Nach dem jüngsten Ausbruch auf ein neues Allzeithoch von 123.236 USD (14. Juli 2025) zeigt der Bitcoin-Wochenchart mit aktuellem Preis um ca. 118.400 USD eine robuste bullische Dynamik. Der schnelle Rücksetzer auf 115.750 USD am 15.Juni stellt im übergeordneten Wochen-Zeitrahmen keinen technischen Schaden dar und ist als normales Marktrauschen einzuordnen, gestützt durch die stabile Unterstützung um 110.000 bis 112.000 USD.
Die Wochenstochastik bleibt bullisch eingebettet im überkauften Bereich (>80), was die Stärke des Aufwärtstrends untermauert und diesen bis auf weiteres festzurrt. Die %K-Linie verläuft deutlich über der %D-Linie ohne Anzeichen eines Abwärtskrosses, ein klassisches Merkmal bullischer Einbettung. Das Handelsvolumen hingegen ist schon seit Jahresbeginn eher rückläufig.
Die Tatsache, dass sich der Preis klar über der psychologischen Marke von 100.000 USD halten konnte und im Frühsommer auf neue Allzeithochs ausgebrochen ist, verstärkt die bullische Struktur. Mit dem Aufwärtstrend im Rücken bleibt der Bitcoin auf dem Weg zu unserem zweiten Kursziel aus seiner großen Cup-and-Handle-Formation im Bereich von ca. 125.000 bis 130.000 USD.
Insgesamt ist der Wochenchart bullisch und deutet auf eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung in Richtung 125.000 bis 130.000 USD hin. Nur ein nachhaltiger Rückfall unter die ehemalige Widerstandszone um 110.000 USD würde aktuell unsere optimistische Einschätzung infrage stellen.
b. Tageschart: Konsolidierung auf hohem Niveau als Sprungbrett
Bitcoin in USD, Tageschart vom 23. Juli 2025. Quelle: Tradingview
Der Tageschart hingegen hat durch den schnellen Rücksetzer vom neuen Allzeithoch schon etwas gelitten und ein Stochastik-Verkaufssignal aktiviert, welches sich angesichts des etablierten Aufwärtstrends aber bislang kaum negativ entfalten konnte. Die Bitcoin-Notierungen konsolidieren aktuell vielmehr den steilen Anstieg auf hohem Niveau.
Der Abstand zur 50-Tagelinie (109.822) ist noch nicht dramatisch, während das obere Bollinger Band bereits Platz bis ca. 124.000 USD einräumt. Idealerweise beendet der Bitcoin seine kleine Konsolidierung auf hohem Niveau bald und steigt dann weiter in Richtung 125.000 bis 130.000 USD.
Ein Rückfall unter 115.000 USD hingegen würde wohl auch zu einem Wiedersehen mit der ehemaligen Widerstandszone um 110.000 USD führen. In diesem Fall müsste man angesichts der drohenden Sommerflaute an den Aktienmärkten bis Mitte Oktober doch etwas Vorsicht walten lassen.
Insgesamt ist der Tageschart neutral, da die Stochastik erst wieder klar nach oben drehen muss. Ein größerer Trendwechsel bzw. ein tiefergehender Rücksetzer sind bislang nicht absehbar. Die Wahrscheinlichkeiten für eine baldige Fortsetzung der Rally überwiegen klar.
3. Sentiment Bitcoin – Schon wieder zu optimistisch
Crypto Fear & Greed Index vom 23. Juli 2025. Quelle: Bitcoin Magazine Pro.
Derzeit steht der „Crypto Fear & Greed Index“ bei 74 von 100 Punkten und signalisiert damit einen klaren Optimismus am Kryptomarkt. In den vergangenen zweieinhalb Jahren gab es nur selten echte Angstphasen: Spürbare Unsicherheit herrschte lediglich im Anfang August 2024 sowie kurzzeitig Ende März und Anfang April 2025. Über weite Strecken blieb die Marktstimmung jedoch überwiegend zuversichtlich. Möglicherweise dämpft dieses anhaltende Grundvertrauen die Dynamik der Bitcoin-Preisbewegung im Vergleich zu früheren Zyklen. Obwohl die Stimmung aktuell noch nicht überhitzt ist, erscheint sie doch etwas zu optimistisch und könnte eine gewisse Zurückhaltung bei größeren Preissprüngen erklären.
CMC Crypto Fear & Greed Index vom 23. Juli 2025. Quelle: Coinmarketcap
Auch der „CMC Crypto Fear & Greed Index“ von CoinMarketCap meldet einen leicht erhöhten Optimismus.
In der Summe scheint das Sentiment wieder auf dem Weg zur übertriebenen Euphorie. Bis zu einer klaren Übertreibung ist aber noch etwas Luft.
4. Saisonalität Bitcoin – Bis ca. Mitte Juni extrem positiv
Bitcoin Saisonalität vom 23. Juli 2025. Quelle: Seasonax
Obwohl die Bitcoin-Rallye in diesem Jahr wie üblich pünktlich Anfang April einsetzte, fiel die siebwöchige Konsolidierungsphase zwischen Ende Mai und Anfang Juli zusammen mit dem neuen Allzeithoch im Juli aus dem vertrauten saisonalen Rahmen. Laut den statistischen Kursmustern der vergangenen 15 Jahre hätte das Hoch bereits im Juni erwartet werden können – der aktuelle Verlauf weicht also vom historischen Bild ab. Eventuell hat sich das typische Muster in diesem Jahr einfach um einige Wochen verschoben und das neue Hoch am 11. Juli trat entsprechend verspätet auf. Nach der klassischen Saisonalität wäre damit das Hoch bereits erreicht und der Bitcoin-Kurs im Begriff, in Richtung des häufig beobachteten September-/Oktobertiefs abzudriften. Doch auch diese Annahme will derzeit nicht zum anhaltend bullischen Marktverhalten passen. Nichtsdestotrotz mahnt die saisonale Betrachtung auf Sicht der kommenden zweieinhalb Monate zur Vorsicht.
Zusammengefasst steht die saisonale Ampel bis ca. Ende September bzw. Anfang Oktober auf Rot. Möglicherweise bringen die nächsten ein bis vier Wochen verspätet das klassische Bitcoin-Sommertop.
5. Bitcoin gegen Gold (Bitcoin/Gold-Ratio)
Bitcoin/Gold-Ratio, Tageschart vom 23. Juli 2025. Quelle: Tradingview
Bei Kursen von rund 118.500 USD für einen Bitcoin und ca. 3.420 USD für eine Feinunze Gold, muss man für einen Bitcoin derzeit rund 34,7 Unzen Gold bezahlen. Andersherum gesagt kostet eine Feinunze Gold aktuell ca. 0,0288 Bitcoin. Damit hat der Bitcoin den Goldpreis seit der letzten Trendwende am 11.April in der Spitze um rund +47% deutlich outperformt.
Ausgehend vom Tief um 25 legte die Bitcoin/Gold-Ratio deutlich auf fast 37 zu. Während der Goldpreis auf hohem Niveau seitwärts konsolidierte, sorgte der starke Preisanstieg beim Bitcoin für die Outperformance. Damit klopft die Ratio wieder an die starke Widerstandszone um 37 bis 41 an.
Kurzfristig hat sich auf dem Tageschart allerdings ein Stochastik-Verkaufssignal eingeschlichen. Der Goldpreis könnte daher durchaus etwas Boden gut machen. Sobald die Konsolidierung beim Bitcoin jedoch endet und die Rally weitergeht, dürfte die Ratio Werte um 40 anpeilen.
In der Summe bestätigt die Bitcoin/Gold-Ratio aktuell die Verschnaufpause beim Bitcoin.
6. Makro-Update – Paradigmenwechsel in der globalen Wirtschaft
Die Weltwirtschaft durchläuft eine Phase tiefgreifender Veränderungen, die durch geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheiten und technologische Innovationen geprägt ist. Präsident Trumps Forderung nach einem historischen Zinsschnitt von über 300 Basispunkten, die Verabschiedung neuer Krypto-Gesetze in den USA und die wachsende Fragmentierung der globalen Wirtschaftsordnung sowie die Forderung von US-Finanzminister Scott Bessent nach einer Überprüfung der gesamten Federal Reserve Bank haben weitreichende Auswirkungen auf Bitcoin und andere Vermögenswerte. Gleichzeitig steht Europa vor einer drohenden Schuldenkrise, während technologische Herausforderungen wie Quantencomputing die langfristige Sicherheit von Bitcoin in Frage stellen.
Trumps Zinsschnitt-Forderung: Ein historischer Schritt
Präsident Trump hat zuletzt einen Zinsschnitt von über 300 Basispunkten gefordert, der dreimal so groß wäre wie der bisher größte Zinsschnitt in der US-Geschichte vom März 2020. Ziel ist es, die jährlichen Zinskosten der USA, die bei ca. 1,2 Bio. USD (ca. 3,3 Mrd. USD pro Tag!) liegen, zu senken. Die US-Staatsverschuldung beläuft sich mittlerweile auf etwa 36 Bio. USD und belastet zunehmend das Vertrauen der Kreditgeber. Ein radikaler Zinsschnitt könnte die Belastung durch die Staatsverschuldung spürbar reduzieren.
Allerdings müsste der Anleihenmarkt den Vorgaben der FED auch folgen. Dann wären jährliche Einsparungen von über 1 Bio. USD eventuell möglich. Realistischerweise betrifft dies jedoch nur die öffentlich gehaltene Schuld von 29 Bio. USD mit einer durchschnittlichen Verzinsung von 3,3 %. Ein sofortiger Zinsschnitt könnte hier etwa 870 Mrd. USD pro Jahr einsparen, wobei eine Refinanzierung von 20 % der Schulden im ersten Jahr realistisch wäre, was Einsparungen von etwa 174 Mrd. USD bedeuten würde.
Sollte die Federal Reserve (Fed) auf die abkühlende Konjunktur und nachlassende Inflation reagieren, indem sie die Zinsen senkt, würden die Kapitalflüsse durch die sinkenden Realzinsen und ein erhöhtes Liquiditätsangebot in risikobehaftete Anlageklassen wie Bitcoin gelenkt werden. Wie immer haben die Finanzmärkte ein derartiges Szenario bereits zusammen mit einer deutlichen Abwertung des US-Dollars zu einem gewissen Teil eingepreist. Während Anleger zunehmend Inflationsschutz und Währungsdiversifikation durch den Kauf von Bitcoin und Gold suchen, hat sich durchaus ein gewisses Enttäuschungspotenzial aufgebaut, sollte es nicht bald zur erwarteten Zinssenkung und den Veränderungen bei der FED kommen.
Die Falle der Federal Reserve
So oder so steht die Fed jedoch vor einem Dilemma: Während das US-BIP-Wachstum von 2,8% auf 1,3% gesunken ist, bleibt die Inflation mit etwa 3,5% weiterhin hoch. Diese Stagflation – eine Kombination aus Stagnation und Inflation – zwingt die Fed in eine Zwickmühle. Zinserhöhungen zur Inflationsbekämpfung könnten das Wachstum ersticken, während Zinssenkungen die Inflation anheizen könnten. Beide Optionen belasten den Anleihenmarkt und die Mittelschicht, während die Fed in einer Politikfalle gefangen ist.
Europas Schuldenkrise: Frankreich als Vorbote
Noch dramatischer ist die Lage jedoch in der Eurozone, die am Rande einer finanziellen Katastrophe steht. Frankreichs Premier Bayrou hat kürzlich drastische Sparmaßnahmen angekündigt: gestrichene Feiertage, Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen. Die Schulden des Landes sind außer Kontrolle, und Frankreich ist nur der Anfang. Der gesamte Kontinent kämpft mit alternden Bevölkerungen, steigenden Rüstungsausgaben, Investitionsstau und höheren Zinsen. Länder wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien sind nicht auf die Kostenwelle durch Demografie, Verteidigung und Energieumbau vorbereitet. Ratingagenturen warnen vor einem drohenden Schulden-GAU, während die europäischen Sozialsysteme am Limit sind und Investoren immer höhere Renditen fordern.
Handelskriege und globale Unsicherheiten
Parallel dazu haben Trumps Handelskriege, insbesondere die hohen Zölle gegen China, Kanada und Mexiko, die globalen Lieferketten gestört, Investitionen eingefroren und Verbraucherpreise in die Höhe getrieben. Diese Politik hat die Inflation angeheizt und das Verbrauchervertrauen geschwächt. Weltweit sind die Folgen spürbar: Die globale Wirtschaft wächst nur mit 2,3 bis 3,3 %, weit unter dem historischen Durchschnitt von 3,7 %. Geopolitische Konflikte, etwa in der Ukraine und im Nahen Osten, verschärfen die Lage, indem sie Ressourcen in Höhe von fast 20 Bio. USD im Jahr 2024 binden und das Investitionsvertrauen untergraben.
Die Fragmentierung der Weltwirtschaft
Schon seit Jahren spaltet sich die Weltwirtschaft aufgrund der geopolitischen Spannungen, Handelskriege und wirtschaftspolitische Interessenkonflikte zunehmend in wirtschaftliche Blöcke auf. Anstelle einer global vernetzten Wirtschaft entstehen regionale Handelssphären, die weniger miteinander handeln und sich teilweise kriegerisch bzw. zumindest argwöhnisch gegenüberstehen. Diese Fragmentierung zeigt sich beispielsweise am Kampf um die Kontrolle über kritische Ressourcen wie seltene Erden und Öl. Viele Länder nutzen ihre Ressourcen zunehmend als geopolitische Waffen, was die globale Wirtschaft anfälliger für Schocks macht.
Geopolitik und das internationale Währungssystem
Schon seit dem Ausbruch der Ukraine-Krise haben sich die globalen Kapitalströme aufgrund der geopolitischen Unsicherheiten sowie den westlichen Sanktionen dramatisch verändert. Der Prozess intensiviert sich, denn immer mehr Länder hinterfragen die Dominanz des US-Dollar und prüfen Alternativen wie diversifizierte Zentralbankreserven, regionale Abkommen oder staatliche digitale Währungen (CBDCs). Stablecoins und tokenisierte Assets bieten Staaten neue Möglichkeiten, unabhängig von westlichen Zahlungsinfrastrukturen zu agieren. Für Bitcoin bedeutet dies sowohl Konkurrenz durch CBDCs als auch einen Attraktivitätsgewinn als neutrale Reserve und Wertspeicher.
Bitcoin und Gold: Sichere Häfen in unsicheren Zeiten
Angesichts der Unsicherheiten in der traditionellen Finanzwelt gewinnen Bitcoin und Gold nicht überraschend weiter an Bedeutung. Die Ära des „leichten Geldes“ ist vorbei, Anleihen bieten negative reale Renditen, und der US-Dollar verliert an Wert. Bitcoin, Gold, Schweizer Aktien und reale Vermögenswerte werden als Schutz vor Inflation und Wertspeicher immer gefragter. Trotz null Zinsen bleibt die Schweiz dank einem starken Franken und sicheren Kapitalzuflüssen ein stabiler Anker für Anleger.
Japan: Warnsignale aus dem Anleihenmarkt
Der japanische Anleihenmarkt hingegen zeigt alarmierende Signale. Die Renditen für 30-jährige Staatsanleihen sind auf ein Rekordhoch von 3,17 % gestiegen, während 40-jährige Anleihen bei 3,52 % liegen. Dies könnte auf ein erneutes Abwickeln des Carry-Trades hindeuten, was die globale Finanzstabilität gefährdet und die Aktienmärkte anfällig macht.
Michael Saylor und MicroStrategy: Ein riskantes Modell
Währenddessen hat Michael Saylor dank neuen Anleihen und Vorziehungsaktien den Bitcoin-Bestand von MicroStrategy auf 597.325 BTC (Wert: 65 Mrd. USD) ausgebaut und sitzt auf unrealisierten Gewinnen in Höhe von ca. 30 Mrd. USD. Auch wenn man ihn für seine Vorreiterrolle bewundern kann, ähnelt das Ganze doch immer mehr einem Ponzi-System, denn letztlich finanzieren die neuen Kapitalzuflüsse die bestehenden Zahlungsverpflichtungen und setzen Anleger einem hohen Volatilitätsrisiko aus.
Trumps Krypto-Revolution
Noch allerdings spielt die Musik und Trumps geplanter Erlass, 401(k)-Altersvorsorgepläne für Investitionen in Kryptowährungen, Gold und Private Equity zu öffnen, könnte einen Zustrom von 90 Mrd. USD (1 % von 9 Bio. USD) in den Bitcoin auslösen. Dies könnte den Bitcoin-Preis nochmals deutlich in die Höhe treiben. Schon die Verabschiedung der GENIUS-, CLARITY- und Anti-CBDC-Gesetze markiert einen Wendepunkt für Kryptowährungen in den USA. Der GENIUS Act schafft einen Rahmen für Stablecoins, der CLARITY Act klärt regulatorische Zuständigkeiten, und der Anti-CBDC Act verbietet Überwachungswährungen. Diese Gesetze fördern Klarheit und Unterstützung für die Krypto-Industrie.
Tether und Stablecoins
Außerdem stärkt der GENIUS Act Tether (USDT), das rund 62 % des 260 Mrd. USD Stablecoin-Marktes ausmacht. Mit monatlichen Transaktionsvolumen von über 1 Bio. USD ist Tether ein zentraler und essentieller Akteur. Eine regulatorische Prüfung könnte die Abhängigkeit von intransparenten Stablecoins verringern und den Markt hin zu regulierten Alternativen lenken.
Quantencomputing: Eine Bedrohung für Bitcoin?
Gleichzeitig steht die technologische Zukunftssicherheit von Bitcoin angesichts von Quantencomputing in Frage. Bitcoins Kryptografie basiert auf ECDSA, einem seit über einem Jahrzehnt etablierten Verfahren. Quantensichere Algorithmen wurden noch nicht implementiert, und die dezentrale Struktur von Bitcoin erschwert schnelle Upgrades. Die langsame Konsensfindung in der Community, wie in den „Block Size Wars“ sichtbar, wirft Fragen auf, ob Bitcoin rechtzeitig auf neue Bedrohungen reagieren kann.
Langfristige Perspektive
Trotz dieser Herausforderungen bleibt Bitcoins langfristige Perspektive positiv. Als unabhängige, demokratisch entwickelte Plattform ist Bitcoin für viele eine Alternative zu staatlich kontrollierten Geldsystemen. Sollte das Netzwerk technologisch gegen Bedrohungen wie Quantencomputer gerüstet werden, sind Preisniveaus im siebenstelligen Bereich in den nächsten zehn Jahren durchaus denkbar.
US und VAE sind die neuen Krypto-Hubs
Die USA und die VAE etablieren sich als führende Krypto-Zentren, während Europa mit der zögerlichen MiCA-Regulierung zurückfällt. Die Kombination aus pro-Krypto-Gesetzgebung in den USA und innovationsfreundlicher Politik in Dubai macht diese Länder attraktiv für Investoren und Entwickler.
Fazit: Paradigmenwechsel in der globalen Wirtschaft
Die Weltwirtschaft als auch die Anleger weltweit stehen vor beispiellosen Herausforderungen: Stagflation, Handelskriege, Schuldenkrise, De-Dollarisierung, künstliche Intelligenz und geopolitische Unsicherheiten. US-Finanzminister Scott Bessents erklärtes Ziel ist es, das nominale BIP der USA so schnell wie möglich wachsen zu lassen und gleichzeitig so viel Inflation wie möglich in Finanzanlagen, einschließlich Staatsanleihen, zu drücken. Dies wird zwar die Vermögensungleichheit verschärfen, ist aber wahrscheinlich der einzige Weg, die Lebensdauer des aktuellen Finanzsystems zu verlängern.
Bitcoin profitiert von diesem Vorgehen erheblich und wird von sinkenden Realzinsen, geopolitischer Fragmentierung und technologischen Innovationen unterstützt. Trumps Krypto-freundliche Politik und die neuen US-Gesetze könnten Bitcoin aber in eine neue Ära führen, während traditionelle Finanzsysteme an ihre Grenzen stoßen. Technologischen Risiken wie das Quantencomputing als auch das Problem der völligen Transparenz bleiben davon jedoch unberührt. Anleger sollten daher reale Vermögenswerte wie Bitcoin und Gold parallel halten, aber vorsichtig bei überhebelten Produkten wie denen von MicroStrategy bleiben.
7. Fazit: Bitcoin - Altcoin-Saison statt Sommerflaute
Im Sommer 2025 prägt eine starke bullische Dynamik sowohl den Krypto-Sektor als auch die globalen Finanzmärkte. Während der Bitcoin nach seinem Allzeithoch von 123.236 USD am 14. Juli leicht konsolidiert, erleben Altcoins wie Solana, Ethereum, XRP und Dogecoin deutliche Kursanstiege, was eine ausgewachsene Altcoin-Saison signalisiert. Parallel dazu schwappt eine Welle neuer Krypto-IPOs über die Aktienmärkte, getrieben von zunehmender Risikobereitschaft und euphorischer Stimmung unter den Investoren.
Ähnliche Entwicklungen zeigen sich im Edelmetallsektor: Der Silberpreis steigt kräftig, und spekulative Explorationsaktien verzeichnen Kurs-Explosionen. Eilig angesetzte Finanzierungsrunden (Private Placements) wurden deutlich ausgeweitet oder gar verdoppelt, was auf üppige Liquidität und hohe Investitionsbereitschaft hindeutet.
In diesem Umfeld ist es ratsam, die Dynamik der bullischen Marktbewegung nicht zu unterschätzen. Keinesfalls darf man sich der herantrappelnden Bullenherde in den Weg stellen! Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Übertreibung ist derzeit deutlich größer als ein abruptes Ende der Rallye. Dennoch senden die Altcoin-Saison und die Silber-Rally klare Warnsignale, denn sowohl Altcoins als auch Silber stürmen immer erst am Ende eines Aufwärtszyklus die Tanzfläche.
Gegen Sommerende (z.B. Jackson Hole Economic Symposium 21. bis 23. August) oder im Herbst könnte daher eine spürbare und empfindsame Korrektur drohen, sobald der US-Dollar zur Erholung ansetzt. Da die US-Wirtschaftsdaten zuletzt eher positiv überrascht haben, könnten die Fantasien von niedrigeren Zinsen vorerst unbegründet bleiben. Die US-Wirtschaft müsste deutlich schwächer werden, damit Fed-Chef Jay Powell die Zinsen senkt. Der völlig überverkaufte US-Dollar würde in diesem Szenario zumindest eine technische Erholung/Gegenbewegung starten und für eine Pause bei der „Risk-On-Party“ sorgen…
Wer kurzfristig noch für ein paar Tage oder Wochen bei der Party mitmachen möchte, kann möglicherweise enorme Kursgewinne verbuchen. Mittel- bis langfristige Investments verbieten sich in diesem Umfeld jedoch. Wir empfehlen stattdessen schrittweise Gewinn-Mitnahmen, um auf mögliche Rücksetzer vorbereitet zu sein.
Florian Grummes
Edelmetall- und Krypto-Experte