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Bitcoin – Diese Erholung hat noch Platz

Der Bitcoin eröffnete das laufende Jahr zunächst mit Preisen um 43.800 USD. Bereits in der

1. Rückblick

Der Bitcoin eröffnete das laufende Jahr zunächst mit Preisen um 43.800 USD. Bereits in der ersten Januarwochen nahm der Verkaufsdruck aber stetig zu, so dass die Preise ohne große Gegenwehr bis auf 32.950 USD in den Keller rauschten. Die nachfolgende Erholung brachte die Notierungen innerhalb von 19 Tagen zurück bis auf 45.580 USD. Die dramatische Eskalation in der Ukraine sorgte dann ab Mitte Februar schrittweise für eine neuerliche Talfahrt und brachte am Tag der russischen Invasion ein Tief bei 33.950 USD. Seitdem konnte sich der Bitcoin impulsiv bereits um über 10.000 USD erholen.


2. Chartanalyse Bitcoin in US-Dollar


Bitcoin in USD, Wochenchart vom 2.März 2022. Quelle: Tradingview


Mit dem starken Anstieg über die letzten Tage konnte der Bitcoin eine wichtige langfristige Aufwärtstrendlinie zurückerobern. Diese Aufwärtstrendlinie hat ihren Ursprung im August 2015 und der Bitcoin pendelt im ganzen großen Bild seitdem volatil um diese Linie. 


Legt man die klassischen Fibonacci Retracement Levels an die letzte Abwärtswelle (von 69.000 USD bis auf 32.950 USD) an, liegen die realistischen Erholungsziele um 46.721 USD und 55.229 USD. Die stark überverkaufte Stochastik dreht auf dem Wochenchart zudem langsam nach oben und unterstützt somit die Annahme einer größeren Erholung. Diese Erholung könnte vom aktuellen Niveau (44.200 USD) also noch mindesten für Kurszuwächse in der Größenordnung von 2.500 USD bis 11.000 USD sorgen.


Sehr starker Widerstand wartet erst ab ca. 58.000 USD auf die Bullen. Dier beginnt die Zone, an welcher der Bitcoin im vergangenen Jahr mehrmals scheiterte. Das obere Bollinger Band auf dem Wochenchart bewegt sich um 67.054 USD und damit noch weit entfernt vom aktuellen Preisgeschehen. Dazwischen bleibt es übergeordnet bei der seit 11 Monaten laufenden Konsolidierung zwischen 30.000 USD und 65.000 USD.


Insgesamt stehen die Chancen für eine Fortsetzung der Erholung auf dem Wochenchart recht gut. Eine Fortsetzung des Bullenmarktes ist momentan aber noch nicht absehbar. Dazu müsste der Bitcoin auf neue Allzeithochs stürmen, wozu es vom aktuellen Niveau einen deutlichen Anstieg um 56% benötigt. Das ist beim volatilen Bitcoin nicht ausgeschlossen, angesichts der prekären Gesamtsituation bleibt man derzeit aber besser Realist und fokussiert auf eine überschaubare Erholung in Richtung 50.000 bis 55.000 USD.  

Bitcoin in USD, Tageschart vom 2.März 2022. Quelle: Tradingview


Auf dem Tageschart hat der Bitcoin in der letzten Woche mit 34.324 USD gegenüber dem Januartief (32.950 USD) ein leicht höheres Tief erreicht und ist seitdem bereits um über 10.000 USD angestiegen. Bis zum oberen Bollinger Band (45.768 USD) wäre kurzfristig noch etwas Platz. Die überkaufte Tages-Stochastik mahnt aber bereits etwas zur Vorsicht. 


Ein erster Abpraller um das obere Bollinger Band herum könnte zurück auf die mehrjährige Aufwärtstrendlinie führen, bevor die Bullen im nächsten Schritt möglicherweise die Rally in Richtung der seitwärtsverlaufenden 200-Tagelinie (49.197 USD) fortsetzen könnten. Ebenso kann es aber zunächst auch einfach im großen Stil seitwärts zwischen grob gesagt 35.000 und 45.000 USD weitergehen.


Zusammengefasst ist der Tageschart kurzfristig bullisch und die Chancen für einen Anstieg bis auf ca. 45.500 USD bis 46.000 USD stehen recht gut. Im Anschluss wird es aber erneut einen Rücksetzer benötigen. Auf Sicht der kommenden ein bis zwei Monate sollte die Erholung in Richtung der 200-Tagelinie weitergehen. Damit ist auch ein Wiedersehen mit der runden Marke von 50.000 USD absehbar.


3. Sentiment Bitcoin


Crypto Fear & Greed Index vom 1.März 2022. Quelle: Lookintobitcoin


Seitdem der Crypto Fear & Greed am 8.Januar kurzzeitig unter 10 gefallen war, hat sich die Stimmung in den letzten Wochen schrittweise verbessert, obwohl die Bitcoin-Preise weiterhin unter Druck standen. Sentiment-Werte unterhalb vom 10 sind eine absolute Seltenheit und spiegeln einen extrem hohen Grad an Panik im Sektor wider. Rückblickend kann man heute sagen, dass diese antizyklische Sentimentanalyse mal wieder wunderbar funktioniert hat, denn der Bitcoin handelt mittlerweile ein deutliches Stück höher.



Crypto Fear & Greed Index vom 1.März 2022. Quelle: Lookintobitcoin


Auf Sicht der letzten 10 Monate herrschte bei Preisen unterhalb von 35.000 USD jedes Mal Panik und Angst. Auf der Oberseite war erst oberhalb von 50.000 USD ein zu hoher Optimismus zu beobachten. Momentan handelt der Bitcoin in der Mitte dieser beiden Schwellen und die Stimmungswerte sind dementsprechend relativ ausgeglichen.


Insgesamt liefert die Sentiment-Analyse derzeit ein neutrales Signal. Die momentan ausgeglichene Stimmung dürfte sich nach der Panik im Januar nun vermutlich erstmal auf dem Weg in Richtung höherer Optimismus-Werte befinden. 


4. Saisonalität Bitcoin


Das saisonale Muster lässt auf Grundlage der letzten 11 Jahre ab ca. Mitte April einen deutlichen Anstieg erwarten, welcher sich durchaus über zwei Monate und länger hinziehen könnte. 


5. Bitcoin gegen Gold


Bitcoin/Gold-Ratio vom 2.März 2022. Quelle: Tradingview


Bei Kursen von derzeit ca. 44.200 USD für einen Bitcoin und 1.930 USD für eine Feinunze Gold liegt das Bitcoin/Gold-Ratio aktuell bei 22,94. D.h. man muss für einen Bitcoin derzeit fast 23 Unzen Gold bezahlen. Andersherum gesagt kostet eine Feinunze Gold aktuell ca. 0,044 Bitcoin.


Im Anschluss an den steilen Anstieg bis zum Frühjahr 2021, als der Bitcoin gegen Gold innerhalb von einem Jahr insgesamt über 1.360 % zulegen konnte, konsolidiert das Ratio seit fast 13 Monaten grob gesagt zwischen 37 und 17 Unzen Gold, die man für einen Bitcoin bezahlen muss. Auch wenn der Bitcoin im Januar deutlich gegen den Goldpreis einbüßte, unterschritt das Bitcoin/Gold-Ratio das Tief vom Sommer bei 16,14 Unzen nicht, sondern drehte zuletzt ausgehend von einem kleinen Doppeltief bei 18,48 und 18,01 nach oben. Seit diesem letzten Tief zog das Ratio bereits deutlich zu Gunsten des Bitcoins an. Angesichts der klar überverkauften Wochen-Stochastik stehen die Chancen für ein steigendes Ratio sehr gut. Ein Anstieg bis auf 25,50 und 30 Unzen pro Bitcoin ist durchaus möglich. Übergeordnet bedeutet das aber noch nicht das Ende der Konsolidierung. 


Grundsätzlich sollte man sowohl in Edelmetallen als auch in Bitcoins investiert sein. D.h. mindestens 10% und besser 25% seines Gesamtvermögens sollte man in physische Edelmetalle anlegen, während man in Kryptos und vor allem im Bitcoin zunächst wenigstens 1% bis 5% halten sollte. Wer mit den Kryptowährungen und Bitcoin genügend Erfahrung gesammelt hat und das Potenzial erkannt hat und gleichzeitig die extreme Volatilität akzeptiert, kann individuell sicherlich auch wesentlich höhere Prozentzahlen in Bitcoin allokieren. Für den normalen Anleger, der natürlich vor allem in Aktien und Immobilien investiert ist, sind maximal 5% im immer noch spekulativen und vor allem hochvolatilen Bitcoin aber ein erster Richtwert.


Zusammengefasst hat das Bitcoin/Gold-Ratio zugunsten des Bitcoins gedreht und wir erwarten erneut eine Outperformance des Bitcoins gegen den Goldpreis. Das muss aber nicht heißen, dass der Goldpreis sofort fallen wird. Letztlich ist Bitcoin einfach das schnellere Pferd und wird in dem inflationären Umfeld allen anderen Anlageklassen davongaloppieren.


6. Makro-Update: Crack-Up Boom zieht weiter an


Konsumentenpreisindex Deutschland im Februar 2022 vom 1.März 2022. ©Holger Zschaepitz

Die Inflation in Deutschland beschleunigt sich weiter und stieg von 4,9% im Januar auf 5,1% im Februar. Damit legen die deutschen Verbraucherpreise innerhalb von nur einem Monat um 0,9% zu. Die Inflation in der Eurozone erreichte ebenfalls ein neues Hoch und steigt im Februar auf 5,8%. Die weiterhin vorhandenen Lieferengpässe sowie deutliche Preisanstiege auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen (Produzentenpreise) sowie bei den Energieprodukten lassen kein Abflauen der hohen Inflation erwarten. Im Gegenteil, die Eskalation in der Ukraine wird die Preisexplosion nur noch verschärfen.



Ölpreisschock vom 2.März 2022. ©Holger Zschaepitz

Insbesondere die explodieren Öl- und Energiepreise werden die Inflation weiter anfeuern. Nur zwei Jahre nach den negativen Preisen aufgrund der Corona-Krise leidet der globale Rohölmarkt jetzt unter dem größten Schock seit dem Golfkrieg 1990-91. Ein monatelanger Krieg in der Ukraine könnte die Ölpreise bis auf 200 USD pro Barrel treiben, denn Russland steht für ca. 12% der weltweiten Ölforderung und für 16% der Erdgasproduktion.


EZB Bilanzsumme, vom 25.Februar 2022. ©Holger Zschaepitz

Trotz der stark anziehenden Inflation erreicht die EZB-Bilanz mal wieder ein neues Allzeithoch. So stiegt die Bilanzsumme zuletzt um weitere 3,4 Mrd. EUR auf insgesamt 8.671,3 Mrd. EUR. Die Gesamtaktiva entsprechen damit nun 82,2 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Eurozone. Während die Bilanzsummen der amerikanischen Fed (37,2%) und der Bank of England (42%) in Bezug auf das jeweilige BIP deutlich hinter dem der europäischen Zentralbank liegen, setzt die Bank of Japan schon seit Jahren den Standard (134,5%), wenn es darum geht, was nach oben möglich ist. Gesund ist das alles nicht. Im Gegenteil, eine lockere Geldpolitik führt zu einer noch lockereren Geldpolitik und am Ende immer in die Katastrophe. 


Mit der dramatischen Verschlechterung der geopolitischen Lage ist ein Ende der weltweit lockeren Geldpolitik völlig undenkbar geworden. Schon jetzt zeigen die starken Anstiege bei den Energie- und Agrarpreisen, dass wir für 2022 zu Recht eine Beschleunigung der Inflation und eine Fortsetzung des Crack-Up Booms erwartet hatten. Jedes solide gebaute Portfolio braucht in diesen wilden Zeiten ein Edelmetall-, Rohstoff- und Bitcoin-Exposure.


7. Fazit: Bitcoin – Diese Erholung hat noch Platz

Die heftige Korrektur beim Bitcoin, welche am 10.November 2021 ausgehend vom neuen Allzeithoch bei 69.000 USD begann, dürfte mit dem Doppeltief (33.950 USD im Januar und 34.325 USD im Februar) zunächst beendet worden sein. Die überverkaufte Lage auf dem Wochenchart zusammen mit dem impulsiven Kaufsignal der letzten Tage könnten in den kommenden Wochen bzw. ein bis drei Monaten daher für ein Wiedersehen mit der runden Marke von 50.000 USD sorgen.


Im großen Bild präsentiert sich der Krypto-Sektor nach dem Blutbad der letzten drei Monate momentan eher neutral. Zwar gibt es kurzfristig sicherlich interessante Chancen bei den ausgebombten Altcoins, es braucht aber ein neues Allzeithoch beim Bitcoin, bevor man von der Fortsetzung des Bullenmarktes ausgehen kann. Bis dahin bleibt es bei der übergeordneten Konsolidierung.


Florian Grummes

Edelmetall- und Krypto-Experte

www.midastouch-consulting.com

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