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Bitcoin – Luft holen vor dem nächsten Anstieg

Mit einem Tiefstkurs bei 24.920 USD endete die neuneinhalbwöchige Sommerkorrektur (-25%) beim Bitcoin bereits am 11.September.

1. Rückblick

Mit einem Tiefstkurs bei 24.920 USD endete die neuneinhalbwöchige Sommerkorrektur (-25%) beim Bitcoin bereits am 11.September. Seitdem trieb die ETF-Fantasie die Bitcoin-Notierungen zunächst schrittweise und ab Mitte Oktober immer stärker nach oben. Der Höchststand wurde bislang mit 37.978 USD am 9.November erreicht, womit unser 3.Kursziel (ausgegeben im Januar) bei 35.924 USD erreicht und übersprungen wurde. In den letzten neun Tagen hat sich der Bitcoin nun jedoch an der Widerstandsmarke um 38.000 USD festgelaufen, während auf den kleineren Zeiteinheiten die negativen Divergenzen zunehmen. 
 

Gelingt trotz der überkauften Lage trotzdem der Ausbruch in Richtung unseres 4.Kursziels um 48.555 USD oder wird nach der starken Rally der letzten Wochen nicht nur kurzfristig ein gesunder Rücksetzer notwendig?

Performance in USD seit Jahresanfang, vom 18. November 2023. Quelle: Tradingview
 

In jedem Fall liegt der Bitcoin auf Jahressicht mit einem Plus von 119,71% weit vorne und ist das mit Abstand schnellste Pferd. Ethereum kommt auf einen Anstieg von 61,39%, während der S&P500 mit 18% und der DAX mit 12,86% weit abgeschlagen dahinterkommen. Enttäuschend ist in diesem Vergleich die Performance der Edelmetalle, denn Gold konnte seit Jahresanfang zwar um solide 7,67% zulegen, Silber hingegen notiert mit 1,17% im Minus.

Solana in USD, Wochen-Chart vom 18. November 2023. Quelle: Tradingview

Die Tatsache, dass die großen Altcoins wie Solana (SOLUSD) in den letzten vier Wochen durch die Decke gingen ist hingegen ein erstes Warnsignal. Was neben einem Bitcoin-Anstieg bis auf ca. 50.000 USD noch fehlt, wäre eine kurze, aber scharfe Preisexplosion bei den kleinen Altcoins. Dann wären alle Zutaten für ein großes Zwischenhoch im Sektor gegeben. 

Nach dem FTX-Debakel hatte Solana eine lange und zähe Bodenbildungsphase zu überstehen. Mittlerweile gelang dem Coin seit dem finalen Tief am 26.Dezember bei 8 USD jedoch eine spektakuläre Erholung um über 750% bis auf 68 USD. Allerdings hat ein Konkursgericht in Delaware den Verkauf von Vermögenswerten der Pleitebörse FTX zur Entschädigung der Gläubiger genehmigt. Darunter befinden sich 55,75 Mio. SOL, die sicherlich zumindest teilweise auf den Markt kommen werden.

Bis zum Jahresende dürfte die Erholung beim Bitcoin und den Altcoins zusammen mit den Aktienmärkten wohl erstmal weitergehen. Wir vermuten jedoch, dass die Karten in den ersten Januarwochen neu gemischt werden und den Anlegern in diesen Sektoren ein sehr schwieriges 2024 bevorstehen könnte.

2. Chartanalyse Bitcoin in US-Dollar

2.1 Wochenchart: Am 38,2% Retracement des Bärenmarktes

Bitcoin in USD, Wochenchart vom 18. November 2023. Quelle: Tradingview

In den letzten 12 Monaten konnte sich der Bitcoin deutlich von seinem Kurssturz (-77,57%) erholen und hat nun etwas mehr als 38,2% des Bärenmarktes wieder aufgeholt. Das klassische 38,2% Fibonacci Retracement ist die minimale Reaktion auf eine vorangegangenen Kursbewegung. D.h. der Bitcoin ist am Leben, bis zum Allzeithoch bei 69.000 USD ist es aber noch ein weiter Weg!

Insgesamt steht seit dem Tief am 21.November 2022 eine beeindruckende Erholung von rund 145% zu Buche, welche im Vergleich zu früheren Erholungen allerdings eher klein ausfällt. Im Vergleich zu den Aktienmärkten und Edelmetallen stellt die Erholung jedoch alle anderen Sektoren eindeutig und spektakulär in den Schatten. 

Das nächste realistische Kursziel wäre das 61,8% Fibonacci Retracement bei 48.555 USD. Angesichts der überkauften Lage auf dem Wochenchart wäre ein direkter Anstieg bis dorthin jedoch ein großer Kraftakt. Angesichts der aktuellen Euphorie um die Bitcoin-ETFs muss einer mehr oder weniger direkten Fortsetzung der Rally trotzdem eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit eingeräumt werden.

In der Summe ist der Wochenchart bullisch so lange Bitcoin seinen Ausbruch über 31.800 USD verteidigen kann. Eine mehrwöchige Verschnaufpause zwischen ca. 35.000 und 38.000 USD könnte das Sprungbrett in Richtung 48.000 bis 50.000 USD bilden. Einen Anstieg auf über 50.000 USD halten wir in den kommenden sechs bis zwölf Monaten hingegen für äußerst unwahrscheinlich. Vielmehr sollte ausgehend vom 61,8% Retracement eine größere Korrekturwelle folgen, welche im späteren Jahresverlauf 2024 deutlich günstigere Einstiegskurse liefern könnte.

2.2 Tageschart: Konsolidierung auf hohem Niveau

Bitcoin in USD, Tageschart vom 18. November 2023. Quelle: Tradingview

Was den Preis angeht waren wir Mitte September kurzfristig etwas zu pessimistisch. Vom Timing her hatten wir aber das Ende der Sommerkorrektur für Mitte Oktober korrekt antizipiert. Ausgehend von einem nochmaligen Rücksetzer bis auf 26.500 USD startete am 11.Oktober schließlich die saisonal typische Herbst-Rally, welche den Bitcoin innerhalb weniger Wochen schnell um 43% nach oben katapultierte.

Seit rund 10 Tagen wird dieser fulminante Anstieg mittlerweile auf hohem Niveau konsolidiert, wobei auf den kleineren Zeiteinheiten zunehmend negative Divergenzen auf den Charts auftauchen. Das untere Bollinger Band (33.929 USD) muss zudem erstmal zum aktuellen Kursgeschehen aufschließen. Eine Konsolidierung zwischen 35.000 und 38.000 USD ist daher kurzfristig das wahrscheinlichste Szenario.

Während der Bitcoin aktuell auf hohem Niveau konsolidiert, ist der Tageschart neutral. Ein Rücksetzer in Richtung 35.000 USD und etwas tiefer sollte in jedem Fall einkalkuliert werden. So könnten die Bullen neue Kraft tanken und im Dezember dann die Fortsetzung der Rally einleiten. 

3. Sentiment Bitcoin – Stimmung zunehmend optimistisch

Crypto Fear & Greed Index vom 17. November 2023. Quelle: Lookintobitcoin

Der „Crypto Fear & Greed Index“ notiert aktuell bei 63 von 100 Punkten und spiegelt damit einen erhöhten Optimismus im Krypto-Sektor wider.

Normalerweise reicht die Kraft der ersten Erholungswelle nach einem Bärenmarkt nicht aus, um totale Euphorie und Gier im Krypto-Sektor zu entfachen. Der Blick auf das Jahr 2019 macht dies deutlich. Damals ging den Haussiers nach einer steilen Erholung am 61,8% Retracement (13.800 USD) die Luft aus. Extreme Optimismus-Werte wurden trotz der beeindruckenden Rally im Sommer 2019 nicht erreicht. Im Anschluss kam es zu einem starken Rücksetzer und dem Doppeltief bei 3.800 USD während dem Corona-Crash im März 2020. 

Insgesamt ist das Sentiment etwas übertrieben optimistisch, hätte aber bis zur totalen Gier noch Luft nach oben.

4. Saisonalität Bitcoin – Saisonalität bis Anfang Januar günstig

Bitcoin Saisonalität vom 17. November 2023. Quelle: Seasonax

Wie vermutet, fand der Bitcoin tatsächlich zwischen Mitte September und Mitte Oktober einen wichtigen Tiefpunkt und konnte seitdem stark ansteigen. Bis Anfang Januar ist die Saisonalität weiterhin bullisch und unterstützt damit die vermutete Rally bis zum 61,8% Retracement bzw. bis auf ca. 48.000 bis 50.000 USD. Erst im Anschluss steht statistisch betrachtet eine mehrmonatige Seitwärts bzw. Korrekturphase an.

Zusammengefasst ist die Saisonalität bis Anfang Januar bullisch.

5. Bitcoin gegen Gold (Bitcoin/Gold-Ratio)

Bitcoin/Gold-Ratio, Tageschart vom 18. November 2023. Quelle: Tradingview

In den vergangenen zwölf Monaten konnte der Bitcoin den Goldpreis sehr deutlich um 116% outperformen. Bei Kursen von knapp 36.400 USD für einen Bitcoin und 1.980 USD für eine Feinunze Gold, muss man für einen Bitcoin derzeit rund 18,34 Unzen Gold bezahlen. Andersherum gesagt kostet eine Feinunze Gold aktuell ca. 0,054 Bitcoin. Insgesamt ist der Bitcoin seit Jahresanfang eindeutig das schnellere Pferd (+119,71%) und konnte den Goldpreis (+7,67%) um den Faktor 15,6 outperformen!

Mit einem derzeitigen Wert von 18,3 hat das Bitcoin/Gold-Ratio den Sprung über die Widerstandszone zwischen 17 und 18 so gut wie geschafft. Das 38,2% Retracement bei 20 wurde bislang aber noch nicht erreicht. Wir vermuten, dass dies nur noch eine Frage der Zeit ist. Im nächsten Schritt wäre dann ein Anstieg bis auf ca. 23 zu erwarten. Hier liegen sowohl das 50% Retracement als auch die nächste Widerstandszone.

6. Makro-Update – Eine brutale und weltweite Rezession ist absehbar

US-Inflationszahlen vom 14.November 2023. Quelle: Holger Zschaepitz

Der amerikanische Aktienindex S&P 500 konnte sich in den letzten drei Wochen um über 10% auf den höchsten Stand seit Anfang August erholen. Getrieben wurde die Rally u.a. durch die im Oktober auf 3,2% gesunkene Verbraucherpreisinflation sowie um 0,5% (!) gefallene US-Erzeugerpreise. Damit wurde der Wallstreet-Konsens unterboten, so dass vermutlich sehr viele negative eingestellte Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Die 10-jährigen US-Anleihen fielen nach den Inflationsdaten bis auf zuletzt 4,43 %, da für den Dezember keine weiteren Zinsanhebungen mehr erwartet werden. Konsequenterweise stürzten der US-Dollar und die Renditen ab. Die Jahresendrally ist bereits in vollem Gange. 

Chinas nominales BIP-Wachstum in USD vom 15. November 2023. Quelle: Holger Zschaepitz

Trotzdem kann von eitlem Sonnenschein keine Rede sein, denn die Fundamentaldaten zeichnen ein düsteres Bild. Ein paar Highlights:

  • Die US-Einzelhandelsumsätze sind zum ersten Mal seit sieben Monaten gesunken.

  • Die rückständigen gewerbliche Immobilienkredite bei US-Banken haben den höchsten Stand seit einem Jahrzehnt erreicht.

  • Die Zahl der Anträge auf Arbeitslosenunterstützung ist in den USA acht Wochen in Folge auf den höchsten Stand seit fast zwei Jahren angestiegen.

  • Die Zahlungsrückstände bei den Autokrediten von US-Subprime-Kreditnehmern erreichten im September mit 6,1 % ein fast 30-jähriges Hoch und entspricht damit der höchsten Rate seit 1994.

  • Citi Bank beginnt am kommenden Montag mit der ersten Runde von Massenentlassungen. Es wird erwartet, dass insgesamt zehntausende von Angestellten entlassen werden.

  • Die Preise für die acht wichtigsten Schifffahrtsrouten sind in diesem Jahr um die Hälfte gesunken, von 3.000 USD pro Container auf nur noch 1.400 USD.

  • Das BIP Chinas ist in USD nominal geschrumpft und macht die chinesische Wirtschaft nicht nur aufgrund der angespannten Geopolitik für ausländische Investoren schwer verkäuflich.

  • Von insgesamt ca. 175 Mrd. USD chinesischen Immobilienanleihen sind derzeit Anleihen im Wert von 124,5 Mrd. USD im Zahlungsverzug.

  • Die US-Banken notieren im Vergleich zum S&P 500 auf einem Allzeittief

M2-Geldmenge. Quelle Bureau of Economic Analysis, National Bureau of Economic Research, Game of Trades.

Steigende Insolvenzen, einbrechende Umsätze, Massenentlassungen, stark fallenden Containerpreise in der Schifffahrt sowie im Frachtverkehr als auch eine beispiellose Geldmengenkontraktion und eine weltweite Kaufzurückhaltung sind in der Summe klare Anzeichen für eine Rezession. Immer mehr makroökonomische Faktoren stützen diesen Ausblick. Während die monetäre Straffung („Quantitative Tightening“) intensiviert wird und sich die stark gestiegenen Zinsen langsam aber sich durch die Wirtschaft und die Gesellschaft fressen, droht in vielen Bereichen zunehmend Deflation und nicht Inflation! Kurz gesagt, dem Planeten steht eine brutale weltweit Rezession bevor. 

US-Rating vom 12. November 2023. Quelle: Keith McCullough

Dies wird die FED dazu zwingen, die Zinsen in den nächsten 6 bis 24 Monaten stark senken zu müssen. Gleichzeitig sind die Schulden der US-Regierung bereits innerhalb eines Jahres um 2,5 Bio. USD von 31,2 Bio USD auf 33,7 Bio. USD angestiegen. Damit hat die US-Regierung in diesem Jahr mehr als das Dreifache des Rettungspakets von 2008 an Schulden aufgenommen, um ihre Defizite zu finanzieren. Die fiskalischen Stimuli der Biden-Regierung, welche die Märkte und US-Wirtschaft in diesem Jahr halbwegs oben gehalten hatten, laufen aus und dürften im Rückblick wie ein Strohfeuer verpufft sein. Kurzfristig dürfte das alles den US-Dollar schwächen und die Erholung beim Bitcoin und den Aktienmärkten zunächst noch stützen.

Trotzdem muss man jedoch davon ausgehen, dass schon im 1.Quartal 2024 massive Probleme auf die Weltwirtschaft und damit auf die weltweiten Finanzmärkte zurollen. Für den Bitcoin bedeutet dies bis zur Zinswende nichts Gutes. Wann und wie schnell die FED die Kehrtwende machen wird, ist nicht abzusehen. Erst wenn die Gelddruckmaschine wieder angeschmissen wird, dürfte Bitcoin zum Angriff auf sein Allzeithoch übergehen. Bis dahin droht eine üble Achterbahnfahrt.

7. Fazit: Bitcoin – Luft holen vor dem nächsten Anstieg

Nach der steilen Rally seit Mitte Oktober machen sich Optimismus und teilweise Euphorie im Krypto-Sektor breit. Im großen Bild ist allerdings außer einer Erholung bis leicht über das 38,2% Retracement (35.924 USD) bislang nicht viel passiert. Der Hype um die Bitcoin ETFs sowie ein typischerweise positiver Jahresausklang könnten nach der aktuellen Verschnaufpause durchaus noch einen finalen Anstieg bis auf ca. 48.000 bis 50.000 USD mit sich bringen. Ein derartiger Spike kann in wenigen Wochen abgehandelt werden. 

Scheitert der Bitcoin schön früher müsste man aktuell erst unterhalb von 31.800 USD von einem etablierten Hoch und einer größeren Korrektur ausgehen. Grundsätzlich hat der Bitcoin in der Vergangenheit seine Bärenmärkte eigentlich immer mit einem Doppeltief beendet. Preise unterhalb von 20.000 USD erscheinen momentan jedoch weit entfernt und wären wohl nur in einer globalen Liquiditätskrise zu erwarten. Die notwendigen Zutaten für einen weltweiten deflationäre Schock liegen allerdings bereits auf dem Tisch. Wann es dazukommt, lässt sich momentan nur schwer exakt vorhersagen. Wir wären ab dem 1.Quartal 2024 jedenfalls wesentlich vorsichtiger und würden die Liquiditätsquote deutlich erhöhen.

Florian Grummes
Edelmetall- und Krypto-Experte
www.midastouch-consulting.com
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Quelle: www.celticgold.de

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