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Gold – Aufwärtsbewegung verliert an Momentum

Der Goldpreis startet bislang stark in das neue Handelsjahr.

1. Rückblick

Der Goldpreis startet bislang stark in das neue Handelsjahr. Ausgehend vom Schlusskurs des alten Handelsjahres (1.824 USD) steht in der Spitze ein respektabler Anstieg von 125 USD bzw. rund 6,9% zu Buche. Seit dem dreifachen Boden um 1.615 USD Anfang November fällt die Bilanz mit einem Anstieg von über 330 USD bzw. 20,5% sogar noch beeindruckender aus.

Primär dürfte diese Rally vor allem der Tatsache geschuldet sein, dass der Goldpreis im November nach sieben roten Monatskerzen und einem Abschlag von 455 USD bzw. -22% einfach extrem überverkauft gewesen ist. Außerdem sorgten Leerverkaufseindeckungen sowie eine generelle Entspannung an den Finanzmärkten zusammen mit der Wiedereröffnung Chinas als auch die sich verschärfende geopolitische Lage mit dem voranschreitenden Trend zur Abkehr vom US-Petrodollar und das Erreichen der Schuldenobergrenze in den USA für die starke Erholung in den letzten drei Monaten.

Silber konsolidiert für den Schluss-Spurt

Während sich der Goldpreis von einem Hoch zum nächsten vorarbeitet, läuft der Silberpreis seit Mitte Dezember grob gesagt zwischen 23 und 24,20 USD seitwärts. Zuvor hatte Silber allerdings sein Tief bereits am 1.September mit 17,56 USD erreicht und sich fulminant innerhalb von drei Monaten um fast 40% erholen können. 

Silber in US-Dollar, Tageschart vom 28. Januar 2023. Quelle: Tradingview

Die mehrwöchige Konsolidierung am Silbermarkt hinterlässt weiterhin einen bullischen Eindruck und könnte in den kommenden Wochen zu einem Ausbruch nach oben führen. Denkbare Kursziele wären dann ca. 27 USD und evtl. sogar 30 USD. Sollte es dazu im Februar oder März kommen, würde ein deutlich anziehender Silberpreis wohl das vorübergehende Ende der laufenden Rally bei den Edelmetallpreisen einläuten. Schließlich kommt es typischerweise ab Ende Februar bzw. Mitte März meist zu einem Zwischenhoch, auf welches eine mehrmonatige Korrektur oder zumindest ein Rücksetzer folgt. Und ebenso tendiert der Silberpreis dazu, meist erst kurz vor dem Ende einer Aufwärtsrally im Edelmetallsektor mit einem gewaltigen Schluss-Spurt aufzutauchen.

2. Chartanalyse Gold in US-Dollar

2.1 Wochenchart: Die Luft wird immer dünner

Gold in US-Dollar, Wochenchart vom 28. Januar 2023. Quelle: Tradingview


Die beeindruckende Erholung am Goldmarkt wird auf dem Wochenchart besonders deutlich. Ungewöhnlich steil schieben sich die Preise seit fast drei Monaten ohne größere Rücksetzer nach oben. Das obere Bollinger Band wurde schon Mitte November nach oben gebogen und liefert momentan noch Raum bis ca. 1.951 USD. Der Stochastik Oszillator bewegt sich mit 97 fast am Anschlag, hat aber gleichzeitig den Aufwärtstrend festgezurrt. Die nächste Widerstandszone wartet zwischen 1.950 und 1.975 USD. Außerdem wirkt die runde psychologische Marke von 2.000 USD als Magnet und Widerstand. Die im großen Bild entscheidende Hürde wartet jedoch erst um das Allzeithoch zwischen 2.050 und 2.075 USD.

Trotz der starken Erholung fehlt dem Goldpreis eigentlich noch die finale Übertreibung auf der Oberseite. Diese könnte passend zum saisonalen Muster in den kommenden Wochen erfolgen. Gleichzeitig ist die Luft jedoch immer dünner geworden und auch ein Scheitern um 1.950 USD kurz vor dem nächsten FOMC-Zinsentscheid wäre bereits denkbar.

Insgesamt ist der Wochenchart zwar noch immer bullisch, angesichts der heiß gelaufenen Lage empfehlen sich jetzt Geduld und Zurückhaltung. Bis zum Frühsommer wird es in jedem Fall mindestens einen deutlichen Rücksetzer geben, der dann ein wesentlich besseres Chancen/Risiko-Verhältnis liefern würde.

 

2.2 Tageschart: Aufwärtsbewegung verliert an Momentum

Gold in US-Dollar, Tageschart vom 28. Januar 2023. Quelle: Tradingview

Kurz vor Weihnachten konnte der Goldpreis seine 200-Tagelinie (1.755 USD) nach einem mehrwöchigen Intermezzo hinter sich lassen. Seitdem eilen die Notierungen gen Norden, wobei die Rally seit gut zwei Wochen wieder etwas zu stottern beginnt. Zwar gelang zuletzt immer noch alle paar Tage ein neuer Höchstkurs, unterm Strich schwindet das Momentum jedoch.  

Diese Erkenntnis unterstreicht der bullisch eingebettete Stochastik Oszillator. Noch bewegen sich hier beide Signallinien oberhalb von 80 und zurren den Aufwärtstrend damit fest. Gleichzeitig aber fehlt nicht mehr viel und die schnellere Linie (83) rutscht unter 80, womit der bullisch eingebettete Status verloren gehen würde und der Aufwärtstrend vermutlich vorerst beendet wäre. In diesem Fall müsste ein Rücksetzer in Richtung von mindestens 1.900 USD, wahrscheinlicher aber in Richtung von 1.850 bis 1.880 USD eingeplant werden.

In der Summe ist der Tageschart also noch bullisch, denn die kleinen Rücksetzer brachten in den letzten Tagen immer wieder neue Käufer in den Markt. Nach einer Rally von über 330 USD wäre aber eine Verschnaufpause durchaus logisch und gesund.

3. Terminmarktstruktur Gold

Commitments of Traders Report für den Gold-Future vom 27. Januar 2023. Quelle: Sentimenttrader

Laut des aktuellen CoT-Reports betrug die Netto-Shortposition der kommerziellen Marktteilnehmer am 24.Januar kumuliert 180.554 leerverkaufte Kontrakte. Damit hat sich die Lage am Terminmarkt weiter verschlechtert und der CoT-Report sendet erste Warnsignale.

Zusammengefasst ist der CoT-Report aber als neutral einzustufen.

4. Sentiment Gold

Sentiment Optix für Gold vom 27. Januar 2023. Quelle: Sentimenttrader

Analog zur scharfen Erholung in den letzten drei Monaten hat sich natürlich auch die Stimmung am Goldmarkt deutlich aufgehellt. Mit einem Optix Wert von 54 ist das Sentiment derzeit neutral. Antizyklisch betrachtet wäre also noch genug Platz nach oben, bevor eine zu optimistische Stimmung für größere Rücksetzer sorgen dürfte.

Insgesamt ist das Sentiment neutral.

5. Saisonalität Gold

Saisonalität für den Goldpreis über die letzten 54 Jahre vom 27. Januar 2023. Quelle: Sentimenttrader

Das saisonale Muster ist den Edelmetallpreisen noch bis Ende Februar bzw. Mitte März wohlgesonnen. Oft kam es in der Vergangenheit in diesem Zeitraum noch zu deutlichen Anstiegen. Spätestens ab Mitte Märtz dreht die Statistik dann jedoch und die Edelmetallpreise dürften bis zum Frühsommer eher unter Druck geraten und korrigieren.

Die Saisonalität für die Gold- und Silberpreise ist bis Ende Februar klar bullisch.

6. Makro-Update – Die Ruhe vor dem nächsten Sturm?

Volatilität an den Finanzmärkten fällt; vom 24. Januar 2023. Quelle: Sentimenttrader


Bis Mitte Oktober 2022 herrschten panikartige Zustände an den Finanzmärkten. Die Volatilität an den Aktien-, Anleihen-, Fremdwährungs- und Rohstoffmärkten war im August und September immer weiter in die Höhe geklettert. Mittlerweile hat sich die Lage jedoch deutlich beruhigt und die Schwankungsbreite bewegt sich bei vielen Vermögenswerten am unteren Ende der letzten 12 Monate. Statistisch betrachtet führte ein derartiges Verhalten zunächst meist zu moderat steigenden Preisen bei allen Vermögenswerten.


Gleichzeitig geht die restriktive Notenbankpolitik jedoch unvermindert weiter. Die Auswirkungen der aggressiven Zinserhöhungen sowie der Bilanzreduzierungen seitens der Fed und EZB dürften sich vermutlich erst mit einer Verzögerung von bis zu 12 Monaten in der Realwirtschaft bemerkbar machen. Die Massenentlassungen (Microsoft, Google, Amazon, Spotify, Salesforce, SAP, etc.) nehmen zuletzt bereits deutlich zu. Trotz der bislang relativ robusten wirtschaftlichen Lage sollten die USA daher in den kommenden Monaten in eine Rezession rutschen. Es ist davon auszugehen, dass es ab dem Sommer zunehmend zu Verwerfungen kommen wird, die die Finanzmärkte wie immer frühzeitig einpreisen werden.

US Kreditwürdigkeit vom 19. Januar 2023. Quelle: finviz

Sprunghaft angestiegen sind zuletzt die einjährigen Versicherungskosten gegen den Zahlungsausfall der USA (CDS), da die Schuldenobergrenze (aktuell 31,4 Billionen US-Dollar) erreicht wurde. Wieder einmal liefern sich die Demokraten und Republikaner einen absurden, aber erbitterten Streit. Letztmals wurde die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten am 5. August 2011 von AAA auf AA+ herabgestuft. Der Goldpreis preiste im Sommer 2011 diesen Schritt im Vorfeld mit einem Anstieg von 1.470 USD bis auf 1.920 USD fulminant ein.

Weltweite Währungsreserven in Prozent vom 24. Januar 2023. Quelle: Gainesville Coins

Mit dem Stellvertreterkrieg in der Ukraine sowie der immer enger werdenden Beziehungen zwischen Saudi-Arabien, Russland und China sowie der theoretisch drohenden Zahlungsunfähigkeit der USA wird die Dominanz des US-Petrodollars zunehmend in Frage gestellt. Insbesondere da Saudi-Arabien ankündigte, zukünftig Öl auch in anderen Währungen zu handeln. Gleichzeitig sinkt die Kreditwürdigkeit der USA durch den Streit um die Schuldenobergrenze. 

Hauptprofiteuer des schwindenden Vertrauens in die Papierwährungen dürfte der Goldpreis sein. Insbesondere Zentralbanken und institutionelle Anleger halten im historischen Vergleich nur einen kleinen Anteil ihrer Reserven in Gold. Und letztlich werden die BRICS-Staaten ihre gegenseitigen Handelsbilanzen ebenfalls in Gold ausgleichen, denn ein gegenseitiges Vertrauen herrscht hier sicherlich nicht.

Fundamental betrachtet spricht in den kommenden Jahren also alles für eine deutlich steigende Gold-Nachfrage.

7. Fazit: Gold – Aufwärtsbewegung verliert an Momentum

Der Goldpreis legte in den letzten drei Monaten eine beeindruckende Rally aufs Parkett und hat weiterhin gute Chancen, in den kommenden Wochen noch die typische finale Übertreibung bis zum Frühling zu liefern. Kursziele zwischen 1.950 und 2.075 USD sind daher durchaus noch realistisch. Gleichzeitig mahnen die überkaufte Lage und das schwindende Momentum zur Vorsicht. Spekulative Positionen liefern jetzt kein gutes Chancen/Risiko-Verhältnis mehr. Physische Edelmetalle hingegen sind wichtiger denn je und sollten mindestens 10% des Gesamtvermögens ausmachen. Vermutlich wird man zwischen März und Juli zu günstigeren Kursen aufstocken können.

Unabhängig von den kurz- bis mittelfristig Aussichten sind wir vor allem für die zweite Jahreshälfte sehr optimistisch. Es scheint, als ob der Goldpreis im vergangenen Herbst tatsächlich etwas frühzeitig sein typisches 8-Jahres-Tief gesehen hat. Damit hat am Goldmarkt übergeordnet eine starke Aufwärtsbewegung begonnen, die im 3. oder 4. Quartal einen Ausbruch auf neue Allzeithochs bringen sollte und in ein bis drei Jahren für einen Goldpreis oberhalb von 3.500 USD sorgen könnte.



Florian Grummes
Edelmetall- und Krypto-Experte
www.midastouch-consulting.com

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Quelle: www.celticgold.de

Bitcoin – Deutliche Erholung zu erwarten
Nachdem in den letzten drei Monaten nicht nur die Edelmetallpreise (Gold +19,3%, Silber +39,7%), sondern auch die Aktienmärkte (DAX +28,7%, S&P500 +18,7%) eine deutliche Erholung verzeichneten, war es nur noch einer Frage der Zeit bis auch der Bitcoin wieder ein Lebenszeichen senden würde.