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Gold – Hat die Sommerrally bereits begonnen?

Nach dem heftigen Rückfall in der ersten Junihälfte sowie einer zähen und

Nach dem heftigen Rückfall in der ersten Junihälfte sowie einer zähen und seitwärtsverlaufenden Bodenbildung erholt sich der Goldpreis bis auf 1.834 USD und erreicht damit wieder seine 200-Tagelinie (1.827 USD).

Gold – Hat die Sommerrally bereits begonnen? 

1. Rückblick

Seitdem der Goldpreis am 7.August 2020 mit 2.075 USD ein neues Allzeithoch erreichen konnte, befindet sich der gesamte Edelmetall-Sektor übergeordnet in einer Korrektur. Innerhalb dieser fiel der Goldpreis Mitte sowie Ende März auf ein wichtiges Doppeltief um 1.676 USD zurück. Von hieraus konnten sich die Notierungen im April und Mai stark erholen. Erst bei 1.916 USD endete die Aufwärtswelle (+14,3% in achteinhalb Wochen). In der Folge kamen die Goldpreise jedoch erneut stark unter Druck und rutschten alleine zwischen dem 11. und 18.Juni ohne Gegenwehr in nur einer Woche um 142 USD in die Tiefe. Erst am 29.Juni fand der Goldmarkt schließlich einen Wendepunkt bei 1.750 USD. Von hier aus startete in den letzten zwei Wochen eine zunächst zähe, zuletzt aber doch etwas dynamischere Erholung bis auf 1.834 USD.

Während Zentralbanker, Politiker und Medien die zunehmenden Inflationsängste (US-Verbraucherpreisindex +5,4% im Juni) klein reden, konnte sich der Goldpreis nur langsam von dem heftigen Rückschlag im Juni erholen. Trotzdem steht der Goldpreis mittlerweile gut 75 USD höher als am Tiefpunkt vor zwei Wochen. Ist damit die typische Frühsommer-Korrektur im Edelmetall-Sektor bereits vollständig ausgestanden oder kommt da noch etwas?

2. Chartanalyse Gold in US-Dollar

2.1. Wochenchart: Die Serie der höheren Tiefpunkte bleibt intakt


Gold in US-Dollar, Wochenchart vom 15.Juli 2021. Quelle: Tradingview

Auf dem Wochenchart läuft der Goldpreis seit dem Herbst 2018 in einem klar definierten Aufwärtstrendkanal (dunkelgrün) nach oben. Die Unterkante dieses Trendkanals wurde zuletzt im April 2019 getestet. Der scharfe Rücksetzer im Juni hingegen endete bislang bei 1.750 USD und damit an der Verbindungslinie (hellgrün) der letzten drei höheren Tiefpunkte. Gleichzeitig wurde damit die Oberkante des ehemaligen Abwärtstrendkanals (rot) von oben erfolgreich auf Unterstützung getestet. 

Sollte die Korrektur nun ausgestanden sein, könnte sich der Goldpreis bereits auf dem Weg zu seinem oberen Bollinger Band (1.911 USD) befinden. Die Stochastik hat jedenfalls wieder nach oben gedreht und liefert damit ein neues Kaufsignal.

Insgesamt kann der Wochenchart aktuell noch nicht hundertprozentig überzeugen, trotzdem überwiegen die bullischen Tendenzen. Um den Aufwärtstrend zu bestätigen, braucht es nun im nächsten Schritt auch ein höheres Hoch, womit Kurse oberhalb von 1.916 USD notwendig werden. Bis dahin haben die Bullen allerdings noch jede Menge Arbeit zu leisten. Sollte hingegen das Tief bei 1.750 USD unterboten werden, wird ein Rücklauf bis an die Unterkante des Aufwärtstrendkanals im Bereich 1.670 bis 1.700 USD sehr wahrscheinlich.

2.2. Tageschart: An der fallenden 200-Tagelinie


Gold in US-Dollar, Tageschart vom 15.Juli 2021. Quelle: Tradingview

Auf dem Tages-Chart ist die Kreuzunterstützung am Goldmarkt noch etwas besser zu erkennen. Ausgehend vom dortigen Tief bei 1.750 USD hat sich der Goldpreis bereits wieder bis zu seiner leicht fallenden 200-Tagelinie (1.825 USD) erholt. Da der Stochastik-Oszillator allerdings schon in die überkaufte Zone vorgedrungen ist und das obere Bollinger Band (1.827 USD) die Bullen zunächst um 1.830 USD blockiert, wäre eine Konsolidierung um die 200-Tagelinie herum ein gut denkbares Szenario. 

Sobald der wichtige 200er-Durchschnitt nachhaltig zurückerobert wurde und die Bullen etwas Kraft getankt haben, könnte die Erholungs-Rally weitergehen. Nächstes Ziel wäre dann die Abwärtstrendlinie vom Allzeithoch und dem Hoch von Ende Mai. Diese Linie verläuft derzeit bei ca. 1.894 USD und fällt täglich ein paar Dollar.

Zusammengefasst ist der Tageschart kurzfristig überkauft. Damit liegt aktuell kein gutes Chance/Risiko-Verhältnis vor. Idealerweise gelingt den Bullen nun aber eine mehrtägige bis mehrwöchige Konsolidierung um die 200-Tagelinie herum. Damit wäre das Sprungbrett für die Sommerally in Richtung höherer Goldkurse gebaut. Rutschen die Notierungen hingegen wieder unter 1.800 USD ab, zieht sich die Korrektur weiter in die Länge. Die für den Hochsommer vielversprechende Ausgangslage wäre aber erst bei einem Unterschreiten der Marke von 1.765 USD zerstört. 

3. Terminmarktstruktur Gold


Commitments of Traders Report für den Gold-Future vom 10. Juli 2021. Quelle: Sentimenttrader

Die kommerziellen Händler („commercials“) haben den scharfen Rücksetzer im Juni dazu genutzt, um ihre leerverkaufen Positionen wieder einzudecken. Damit hat sich die Lage am Terminmarkt etwas entspannt. Trotzdem halten die kommerziellen Händler im langfristigen Vergleich mit derzeit 214.726 leerverkauften Kontrakten immer noch eine relativ hohe Shortposition auf den Gold-Future.  

Zusammengefasst liefert der Commitment of Trades auch weiterhin kein antizyklisches Kaufsignal, sondern mahnt zur Vorsicht und Geduld.

4. Sentiment Gold


Sentiment Optix für Gold. Stand 14. Juni 2021. Quelle: Sentimenttrader

Die Stimmung am Goldmarkt fiel Ende Juni auf einen Tiefpunkt und konnte sich seitdem bereits ein gutes Stück erholen. Allerding stellte dieser Tiefpunkt keinen Extremwert dar, sondern zeigte lediglich einen leicht erhöhten Pessimismus. Das letzte „echte“ Panik-Tief am Goldmarkt hingegen war zuletzt im August 2018 mit dem damaligen Ausverkauf bis auf 1.160 USD zu beobachten. Wann und ob es in diesem Bullenmarkt wieder zu einer derart guten antizyklischen Chance kommen wird, kann niemand vorhersagen. Festzuhalten bleibt, dass die Korrektur im Juni nicht zu einer Aufgabestimmung geführt hat und der Optimismus aktuell schon wieder überwiegt.

Das Sentiment verstärkt damit eher die Zweifel an einer nachhaltigen unmittelbar bervorstehenden Aufwärtswelle.

5. Saisonalität Gold


Saisonalität für den Goldpreis über die letzten 53 Jahre. Stand 14. Juli 2021. Quelle: Seasonax 

Hundertprozentig grünes Licht kommt hingegen aktuell von der saisonalen Komponente! Statistisch betrachtet beginnt genau in diesen Tagen am Goldmarkt eine große Aufwärtsbewegung, welche bis Ende September bzw. Mitte Oktober anhält. Das Kursgeschehen der letzten drei Wochen hinterließ zwar noch den Eindruck einer frühsommerlichen Flaute, aber genau dieses Kursverhalten passt zum saisonalen Muster.

Sobald nun Bewegung in den Goldmarkt kommen, stehen die Chancen für eine starke Aufwärtsbewegung aus der saisonalen Perspektive sehr günstig.

6. Bitcoin gegen Gold


Bitcoin/Gold-Ratio, Stand 14. Juli 2021. Quelle: Tradingview 

Bei Preisen von ca. 31.500 USD für einen Bitcoin und 1.825 USD für eine Feinunze Gold liegt das Bitcoin/Gold-Ratio derzeit bei ca. 18. Das bedeutet, dass Sie derzeit „nur“ noch 17,26 Unzen Gold für einen Bitcoin bezahlen müssen. Umgekehrt kostet eine Unze Gold derzeit 0,058 Bitcoin. Seit dem heftigen Kursrutsch Anfang Mai läuft das Bitcoin/Gold-Ratio seitwärts. Ein nochmaliger Kursrutsch scheint angesichts der nach wie vor vorhandenen Schwäche beim Bitcoin nicht ausgeschlossen. Allerdings ist der Aufwärtstrend zugunsten des Bitcoins weiterhin intakt und die Stochastik stark überverkauft.

Grundsätzlich sollte man sowohl in Edelmetallen als auch in Bitcoins investiert sein. D.h. mindestens 10% und besser 25% seines Gesamtvermögens sollte man in physische Edelmetalle anlegen, während man in Kryptos und vor allem im Bitcoin zunächst wenigstens 1% bis 5% halten sollte. Wer sich mit den Kryptowährungen und Bitcoin sehr gut auskennt und das Potenzial erkannt hat, kann individuell sicherlich bei größeren Rücksetzern auch deutlich höhere Prozentzahlen in Bitcoin allokieren. Für den normalen Anleger, der natürlich vor allem in Aktien und Immobilien investiert ist, sind maximal 5% im immer noch spekulativen und vor allem hochvolatilen Bitcoin aber ein guter Richtwert.

7. Makro-Update und Crack-Up-Boom


EZB Bilanzsumme vom 7.Juli 2021 ©Holger Zschaepitz

In Sachen Geld- bzw. Währungsmengen-Ausweitungen setzte sich der weltweite Aufwärtstrend in den letzten Wochen natürlich fort.  So wuchs die Bilanzsumme der US-Notenbank um 19 Mrd. USD auf insgesamt 8.097,8 Mrd. USD an und erreichte damit mal wieder ein neues Allzeithoch. Die Bilanzsumme der Fed entspricht nun 37% des BIP der USA.


EZB Bilanzsumme vom 9.Juli 2021 ©Holger Zschaepitz 

Die Bilanzsumme der EZB stieg in der vergangenen Woche um weitere 18,7 Mrd. EUR auf ein neues Allzeithoch von 7.926,6 Mrd. EUR. Damit erschuf auch die EZB wie jede Woche neue Milliarden aus dem Nichts, völlig unabhängig davon welche ihrer verschiedenen Ziele (symmetrisches oder durchschnittliches Preisziel, Pandemie-Notfallankaufprogramm PEPP oder Quantitative Easing) aktuell angeblich verfolgt werden. 


EZB Bilanzsumme im Verhältnis zum BIP der Eurozone vom 2.Juli 2021 ©Holger Zschaepitz

Die Bilanzsumme der EZB entspricht nun über 75% des BIP der gesamten Eurozone und spiegelt damit den gewaltigen Machtzuwachs der EZB wider. Auf ihr eigentliches Ziel der Preisstabilität kann sich die Notenbank schon lange nicht mehr konzentrieren. Stattdessen hat man im EZB-Tower in Frankfurt mittlerweile zu viele andere Aufgaben übernommen. Und diese fiskalischen und monetären Interventionen werden immer vertikaler.


Digitaler Euro vom 14.Juli 2021. ©European Central Bank

Gelddrucken hat in der Geschichte der Menschheit allerdings noch nie funktioniert. Auch dieses Mal wird es nicht gut gehen. Die Frage bleibt, wie lange die Musik für den Tanz auf dem Vulkan noch spielt und ob man es noch rechtzeitig schaffen wird, die freien Märkte mit einer neuen digitalen EUR-Währung endgültig auszuschalten.


EZB = Reichsbank 2.0 vom 8.Juli 2021©Stefan Schmidt

Letztlich ist Madame Lagarde genau wie Rudolf Havenstein eine Gefangene der absurden Finanzpolitik, die sich dank einem ungedeckten Papiergeldsystem in die Sackgasse manövriert hat. Havenstein war übrigens auch ein Inflationist und interpretierte die Weimarer Hyperinflation bis zu seinem Tod im November 1923 als Produkt der ungünstigen Zahlungsbilanz und kam nicht auf die Idee, dass diese durch den ungezügelten Umgang mit der Druckerpresse zustande gekommen war.

8. Fazit: Gold – Hat die Sommerrally bereits begonnen?

Nach dem heftigen Kursrutsch im Juni und einer zunächst zähen Bodenbildungsphase konnte sich der Goldpreis in den letzten zwei Wochen bis auf 1.834 USD erholen. Auch wenn die Rally von 1.750 bis 1.834 USD durchaus etwas Kraft gekostet hat, macht der Goldpreis aktuell nicht den Eindruck, als ob es das schon gewesen sein soll. Vielmehr ist die Sommerrally vermutlich bereits angelaufen. Nach einer vorübergehenden Konsolidierung um die 200-Tagelinie sollte der August deutlich höhere Goldkurse (1.865 USD und 1.910 USD) mit sich bringen. Rücksetzer in Richtung der runden Marke von 1.800 USD sind daher schon eine Kaufchance.

Nicht ganz in das optimistische Bild passt allerdings bislang die Performance der Minenaktien. So notiert der GDX Goldminen ETF aktuell klar unterhalb seiner 200-Tagelinie, während Schwergewichte wie Barrick Gold und Newmont Corporation seit dem Kursrutsch Mitte Juni überhaupt nicht auf die Beine gekommen sind. Trotz der Schwäche bei den Goldminenaktien muss die Sommerrally allerdings erst unterhalb von 1.765 USD begraben werden.

Florian Grummes

Edelmetall- und Krypto-Experte

www.midastouch-consulting.com

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