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Gold – Knapp vor dem Abgrund
Obwohl sich der Goldpreis gegen den US-Dollar (-4,96%) und insbesondere gegen den Euro (+8,49%) in diesem Jahr bislang deutlich besser als fast alle anderen Assetklassen halten konnte, wurden die Nerven der Anleger auch hier strapaziert.

1. Rückblick

Obwohl sich der Goldpreis gegen den US-Dollar (-4,96%) und insbesondere gegen den Euro (+8,49%) in diesem Jahr bislang deutlich besser als fast alle anderen Assetklassen halten konnte, wurden die Nerven der Anleger auch hier strapaziert. Denn während die offiziellen Inflationsraten auf Rekordhochs schossen, waren am Goldmarkt stattdessen in den letzten acht Monate zunächst Euphorie, dann aber blanke Panik zu beobachten.
 

Die ersten drei Monate brachten mit Höchstkursen von 2.070 USD noch einen Angriff auf das Allzeithoch. Ab Mitte März übernahmen die Goldbären jedoch schrittweise wieder die Kontrolle und drückten die Notierungen schließlich im Zuge der crashenden Finanzmärkte gnadenlos in die Tiefe. Erst mit einem Tiefstkurs von 1.680 USD am 21.Juli, also einem Abschlag von fast 400 USD seit dem Hoch am 8.März 2022, war der Bären-Spuck nach viereinhalb Monaten zumindest vorübergehend vorbei.


Gold in US-Dollar, 4-Stundenchart vom 27. August 2022. Quelle: Tradingview


Seitdem bahnte sich in den letzten fünf Wochen zunächst eine zügige Erholung bis auf 1.808 USD ihren Weg. Diese Sommerrally wurde in den letzten zwei Wochen allerdings mit einem tiefen Rücksetzer bis auf 1.728 USD schon wieder in Frage gestellt. 

Im Zuge der Rede von Fed-Präsident Jerome Powell am vergangenen Freitag in Jackson Hole gerieten die Märkte jedoch derart deutlich unter Druck, dass das Ende der sommerlichen Erholung an den Finanzmärkten sehr wahrscheinlich geworden ist. 
 

Auch der Goldpreis musste dabei erneut Feder lassen und ging mit einem schwachen Schlusskurs von 1.738 USD ins Wochenende. Damit steht die Fortsetzung der Sommerrally auf wackeligen Füßen und es droht ein Abfall unter die extrem wichtige Unterstützung bei 1.680 USD.

2. Chartanalyse Gold in US-Dollar

2.1 Wochenchart: Zurück an der Oberkante des Aufwärtstrendkanals


Gold in US-Dollar, Wochenchart vom 27. August 2022. Quelle: Tradingview

Auf dem Wochenchart konnte sich der Goldpreis vor fünf Wochen knapp unterhalb der Oberkante des hellgrünen Aufwärtstrendkanals fangen. Dieser vierte Tiefpunkt um 1.680 USD sorgte in Zusammenhang mit der stark überverkauften Lage für eine schnelle Gegenbewegung bzw. Erholung in der Größenordnung von +7,55%. Mit dem bisher erreichten Hochpunkt bei 1.808 USD fiel diese Sommerrally bislang allerdings doch eher überschaubar aus und erreichte noch nicht einmal das 38,2%-Retracement (1.820 USD) der gesamten Korrekturwelle seit dem 7.März. Das vielversprechende Stochastik-Kaufsignal ging mit der schwachen Kursentwicklung am Freitag zudem wieder verloren.

Damit spitzt sich die Lage auf dem Wochenchart bereits in Kürze zu. Können die Goldbullen das Kursgeschehen um die Oberkante des hellgrünen Aufwärtstrendkanals erneut stabilisieren, wird eine zweite Erholungswelle bis an das mittlere Bollinger Band (1.819 USD) und höher möglich. Rutschten die Notierungen hingegen schon bald in und unter die Unterstützung zwischen 1.720 USD und 1.705 USD, dürfte der fünfte Test der Marke bei 1.680 USD direkt anstehen und diese Unterstützung weiter aufweichen. Im weiteren Verlauf wäre dann ein Durchbruch nach unten doch sehr wahrscheinlich. Der Goldpreis könnte in diesem Fall ein gutes Stück tiefer durchgereicht werden. Kurse um 1.625 USD wären dabei das absolute Minimalziel. Da jedoch ein Durchbruch unter 1.680 USD auch das klare Eintauchen in den alten Aufwärtstrendkanal bedeuten würde, wäre ein Test der Unterseite des Kanals (aktuell ca. 1.350 USD) das „worst case“ Szenario.
 

Insgesamt ist der Wochenchart neutral. Schon in Kürze dürfte sich die Richtung für die kommenden Wochen herauskristallisieren. Solange der Goldpreis die Zone zwischen 1.705 und 1.720 USD verteidigen kann, besteht die Chance auf eine Fortsetzung der Sommerrally. Allerspätestens unterhalb von 1.700 USD ist der Weg jedoch klar nach unten vorgezeichnet und Gold dürfte im Herbst zusammen mit den dann vermutlich kollabierenden Finanzmärkten weiter gen Süden segeln.

 

2.2 Tageschart: Es fehlen 100 USD bis zur 200-Tagelinie


Gold in US-Dollar, Tageschart vom 27. August 2022. Quelle: Tradingview


Auf seinem Tageschart notiert der Goldpreis aktuell ziemlich genau 100 USD unterhalb seiner leicht fallenden 200-Tagelinie (1.837 USD). Dieser klassische gleitende Durchschnitt wäre als Minimalziel der Erholungsrally prädestiniert gewesen. Bislang hat es der Goldpreis nicht bis dorthin geschafft. Vielmehr ging den Bullen bereits bei 1.808 USD die Luft aus und der Rücksetzer der letzten zwei Wochen fiel mit einem Tief von 1.728 USD doch etwas tief aus.


Positiv ist die überverkaufte Stochastik, die in der letzten Woche ein neues Kaufsignal lieferte, welches mit dem schwachen Wochenschlusskurs aber zunächst wieder negiert wurde. Das untere Bollinger Band (1.730 USD) liefert zudem eine gute Unterstützung. Sollte sich der Goldpreis daher in den kommenden Tagen wieder gen Norden orientieren können, läge im Vergleich zum Juli ein höheres Tief vor. Dann wäre eine Fortsetzung der Erholung bis mindestens an die 200-Tagelinie das wahrscheinlichste Szenario.

Summa summarum ist der Tageschart neutral und Gold könnte jederzeit nach oben oder nach unten durchstarten. Angesichts der überverkauften Stochastik und der zahlreichen Unterstützungen zwischen 1.680 USD und 1.730 USD hat eine Fortsetzung der Erholung in Richtung 1.835 USD plus X zunächst noch eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit. Trotzdem müssen die Gefahren auf der Unterseite angesichts der labilen Gesamtlage an den Finanzmärkten sehr ernst genommen werden.

 

3. Terminmarktstruktur Gold


Commitments of Traders Report für den Gold-Future vom 27. August 2022. Quelle: Sentimenttrader

Die kumulierte Netto-Shortposition der kommerziellen Marktteilnehmer hat sich zuletzt wieder leicht reduziert und lag am letzten Dienstag bei 138.072 leerverkauften Kontrakten. Die kommerzielle Netto-Shortposition bewegt sich damit wieder näher an der Grenze von 100.000 leerverkauften Kontrakten, aber der man von einem nachhaltig bullischen CoT-Report am Goldmarkt sprechen kann.

Zusammengefasst ist der CoT-Report als vorsichtig bullisch einzustufen.

 

4. Sentiment Gold


Sentiment Optix für Gold vom 27. August 2022. Quelle: Sentimenttrader

Im Juli war die Stimmung am Goldmarkt auf den tiefsten Stand seit vier Jahren gefallen. Die zwischenzeitliche Erholung bei den Preisen führte zu einer ersten Erleichterung beim Sentiment. Nun misst die Sentiment-Analyse erneut relativ hohe Pessimismus-Werte, womit es im größeren Bild bei der antizyklischen Chance bleibt. 

Der Bodenbildungsprozess kann sich jedoch ähnlich wie im Herbst 2018 durchaus einige Zeit hinziehen. Damals kam es über einen Zeitraum von insgesamt fast fünfeinhalb Monaten immer wieder zu hohen Pessimismus-Werten. Dieses ausgebombte Sentiment legte dann den Grundstein für den fulminanten Goldpreisanstieg von 1.160 USD bis auf 2.070 USD in den folgenden zwei Jahren.
 

Insgesamt steht die Sentiment-Ampel auf Grün und liefert weiterhin ein antizyklisches Kaufsignal!


5. Saisonalität Gold


Saisonalität für den Goldpreis über die letzten 54 Jahre. Stand 27. August 2022. Quelle: Sentimenttrader


Aus Sicht der saisonalen Perspektive befindet sich der Goldpreis aktuell genau in der Mitte seiner besten Phase des Jahres. Laut der Statistik der letzten 54 Jahre erstreckt sich dieses günstige Zeitfenster typischerweise von Anfang Juli bis Anfang Oktober. Demnach wäre die saisonale Komponente also für die kommenden vier bis sechs Wochen immer noch sehr stützend.
 

Die Saisonalität für die Gold- und Silbermärkte ist noch bis Anfang Oktober stark bullisch.

 

6. Makro-Update – Rezession und Stagflation


FED-Bilanzsumme, Stand 24. August 2022. ©Holger Zschaepitz

US-Notenbankchef Jerome Powell kündigte am letzten Freitag in seiner Rede auf der wichtigen Notenbankertagung in Jackson Hole einen harten Kurs zur Inflationsbekämpfung an. Er signalisierte neue Zinserhöhungen und bereitete die Anleger auf eine schwächere Wirtschaft vor. In der Realität scheint die Schrumpfung der Fed-Bilanz jedoch nicht so einfach zu sein. So stiegen die Gesamtaktiva der Fed in der vergangenen Woche um 1,7 Mrd. USD auf 8.851,4 Mrd. USD. Rückblickend wurde die Bilanzsumme seit Beginn des „Quantitative Tightening“ gerade mal um 114 Mrd. USD bzw. 1,3 %, reduziert. 



US-Konsumenten Sentiment vom 11. August 2022. ©Y-Charts 

Die Finanzmärkte haben diese überschaubare Reduzierung der Bilanzsumme in den letzten Monaten jedoch mit einer heftigen Korrektur bzw. einem Bärenmarkt quittiert. Schon jetzt ist das Vertrauen der US-Konsumenten auf den tiefsten Stand seit Anfang der 1980er Jahre gefallen. Ebenso ist das Vertrauen der Vorstandsvorsitzenden in den USA auf den tiefsten Stand seit 14 Jahren gefallen. Viele weitere wichtige Daten stehen kurz vor dem Umkippen. Eine Rezession ist bereits bestätigt. Die Frage ist nur noch, wie schlimm es tatsächlich werden wird. 


Chinesischer Immobilienmarkt vom 22.August 2022. ©Market Sentiment

Verschärft wird die ohnehin dramatische Lage durch den kollabierenden chinesischen Immobilienmarkt. Der größte und damit wichtigste Sektor der Welt steht bereits seit über einem Jahr unter gewaltigem Druck und bricht zunehmend zusammen. Der Gesamtwert beläuft sich auf über 60 Billionen USD, also mehr als der gesamte US-Aktienmarkt und mehr als das Doppelte des US-Immobilienmarktes. S&P prognostizierte zuletzt einen weiteren Rückgang von ca. 30 %, was ungefähr 1,5-mal schlimmer als der Finanzcrash von 2008 wäre. Wir hatten im Herbst 2021 ausführlich und rechtzeitig vor den Folgen gewarnt.


FED-Bilanzsummen-Pfad, vom 19.August 2022. ©IGWT Goldkompass August


Die Fed wird ihren angekündigten Kurs daher wie auch in der Vergangenheit (siehe 2010, 2011, 2012, 2013 und 2018) nicht verfolgen können. Stattdessen wird die US-Notenbank spätestens im nächsten Jahr die Zinsen senken müssen, um einen vollständigen Zusammenbruch zu verhindern. Die dann notwendige Menge an Liquidität, die zur Stabilisierung der Weltwirtschaft benötigt werden wird, wird absolut überwältigend sein und alles Bisherige in den Schatten stellen.

Kurzfristig wird die Fed aber zunächst ihren Zerstörungskurs unbeirrt weiterverfolgen und das stagflationäre Umfeld damit weiter verschärfen. Dadurch werden alle Marktsektoren in den kommenden Wochen und Monaten weiter unter gehörigem Druck stehen. Es empfiehlt sich eine absolute Zurückhaltung und eine konsequente Risk-Off Mentalität sowie eine große Portion Geduld. Sobald die Fed aber aufgrund der kollabierenden Märkte zur Umkehr gezwungen sein wird, wird sich der Goldpreis schnell zurückmelden und dann auch auf neue Allzeithochs ausbrechen.

7. Fazit: Gold – Knapp vor dem Abgrund

Nach einer dreiwöchigen sommerlichen Erholungswelle von mehr als 125 USD, fiel der Goldpreis schnell wieder um 80 USD zurück. Während fundamental der Weg gen Süden aufgrund der restriktiven US-Notenbankpolitik und der kollabierenden Finanzmärkte vorgezeichnet zu sein scheint, steht die Markttechnik aktuell auf Messers Schneide. Kann Gold die Marke um 1.730 auf Tageschlusskursbasis verteidigen, dürfte schon bald der zweite Teil der Sommerrally starten. Unterhalb von 1.720 USD hingegen steht der Goldpreis praktisch vor dem Abgrund, denn ein fünftes Mal dürfte die Unterstützung bei 1.680 USD nicht mehr halten! Vielmehr dürfte dann eine weitere Abwärtswelle losgetreten werden, deren Umfang durch eine dann kollabierende Markttechnik schnell gewaltige Dimensionen annehmen könnte.

Insgesamt ist die Ausgangslage für den Goldpreis derzeit nicht gut. Die Chance auf eine weitere Erholung ist noch vorhanden und wäre saisonal typisch. Gleichzeitig stehen die Notierungen technisch betrachtet jedoch knapp vor dem Abgrund. Die Gefahr, dass der Goldpreis in die Tiefe rauscht, steigt mit jedem Tag. Es empfiehlt sich daher höchste Vorsicht und Zurückhaltung, denn in diesem schwierigen Marktumfeld gilt Risk-Off! Cash ist im Moment King, aber verkaufen Sie Ihr physisches Gold nicht. Wenn Gold noch deutlicher nach unten korrigieren sollte, wäre das vielmehr eine großartige Kaufgelegenheit. Denn letztendlich wird die Fed umkehren und unglaubliche Mengen an neuem Fiat-Geld drucken müssen. Aber so weit sind wir noch nicht. 
Alternativ (Wahrscheinlichkeit sinkt stündlich) kann Gold seine Sommerrallye fortsetzen. Dazu muss es aber bald eine Aufwärtsbewegung zeigen. Idealerweise hält dazu 1.730 USD auf Tagesschlusskursbasis.

Florian Grummes

Edelmetall- und Krypto-Experte
www.midastouch-consulting.com
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Quelle: www.celticgold.de

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