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Gold – Topping Prozess, dann Rücksetzer und neue Kaufchance

Mit einem dreifachen Boden und Tiefstkursen um 1.615 USD wurde im letzten Herbst ein neues Kapitel am Goldmarkt aufgeschlagen

1. Rückblick


Mit einem dreifachen Boden und Tiefstkursen um 1.615 USD wurde im letzten Herbst ein neues Kapitel am Goldmarkt aufgeschlagen. Seitdem sind die Goldpreise in der Spitze bis auf 2.048 USD bzw. um +26,73% innerhalb von sechs Monaten deutlich angestiegen.
 

Innerhalb dieser beeindruckenden Aufwärtsbewegung kam es Anfang Februar bei 1.959 USD zu einem Zwischenhoch. Den anschließenden Rücksetzer bis auf 1.804 USD hatten wir Anfang März ganz klar als eine nochmalige Kauf-Chancen am Goldmarkt eingestuft. 
 

Im Zuge der eskalierenden US-Bankenkrise konnte sich der Goldpreis im März dann schnell und fulminant wieder erholen. Am 13.April erreichten die Notierungen schließlich mit 2.048 USD den höchsten Stand seit dem 9.März 2022.
 

Nach den starken Kursanstiegen und der dadurch klar überkauften Lage kam es in den letzten zwei Wochen jedoch zu einem Rücksetzer bis auf 1.969 USD. Seitdem konsolidiert der Goldpreis seitwärts zwischen 1.970 und 2.010 USD, ohne dass dabei die bullische Grundstimmung bislang verloren gegangen wäre. Eine eindeutige Trendwende ist daher (noch) nicht auszumachen.

Silber in US-Dollar, Wochenchart vom 29. April 2023. Quelle: Tradingview

Noch beeindruckender präsentiert sich der Silberpreis. Die Silbernotierungen fanden bereits am 1.September 2022 bei 17,56 USD ihr finales Tief und drehten damit rund zwei Monate vor dem Goldpreis nach oben. Mit dem kürzlich erreichten Hoch bei 26,07 USD legte der Silberpreis in den letzten acht Monaten in der Spitze um 48,51% zu. Trotz eines Rücksetzer bis auf 24,47 USD und der laufenden Konsolidierung ist auch hier noch kein klares Ende der Aufwärtsbewegung zu erkennen. Die nächste Fibonacci-Extension wartet bei 26,84 USD.

2. Chartanalyse Gold in US-Dollar

2.1 Wochenchart: Überkauft und mit negativen Divergenzen

Gold in US-Dollar, Wochenchart vom 29. April 2023. Quelle: Tradingview

Nachdem der Goldpreis zunächst ab Anfang November bis Ende Januar wie auf Schienen nach oben lief, sorgte der Rücksetzer im Februar für eine gesunde Abkühlung und brachte im Anschluss nochmals neuen Schwung in den Goldmarkt. Dementsprechend war auch im März das Momentum zunächst klar nach oben gerichtet.

Mit dem Erreichen der runden psychologischen Marke von 2.000 USD schwindet den Goldbullen in den letzten Wochen jedoch zunehmend das Momentum. Die Kursgewinne auf der Oberseite werden zäher, während das Preisgeschehen immer fahriger wird. Vor allem in den letzten zwei Wochen gab es ein wirres Hin und Her, ohne dass sich Bullen oder Bären hätten durchsetzen können.

Natürlich hat die Rally der letzten sechs Monate mit Kurszuwächsen von rund 430 USD jede Menge Kraft gekostet. Außerdem müssen sich die Marktteilnehmer erst an das neue Preisniveau um und oberhalb von 2.000 USD gewöhnen. Obendrein lockt die altbekannte Widerstandszone zwischen 2.030 und 2.075 USD nicht nur Leerverkäufer an, sondern lässt auch Gewinnmitnahmen sinnvoll erscheinen. Die Zunahme der Hedging-Aktivitäten bei den großen Goldproduzenten sowie die um sich greifenden Privatplatzierungen (Private Placements) der hochspekulativen kanadischen Explorationsunternehmen sorgen für zusätzlichen Gegenwind bzw. kannibalisieren den Goldpreis.

Charttechnisch sind die Indikatoren auf dem Wochenchart klar überkauft und die negativen Divergenzen nehmen deutlich zu. Die Wochen-Stochastik steht kurz vor einem Verkaufssignal und hat das zuletzt erreichte Hoch nicht mehr bestätigt. Ein direkter Durchmarsch auf neue Allzeithochs oberhalb von 2.075 USD erscheint mit dieser Konstellation sehr unwahrscheinlich. Trotzdem wäre eine Art „Topping Prozess“ mit ein bis zwei weiteren Angriffen auf die Marke von 2.050 USD in den kommenden Wochen durchaus noch möglich.

Insgesamt ist der Wochenchart gerade noch bullisch, die Warnsignale nehmen aber deutlich zu. Jetzt ist sicherlich nicht der Zeitpunkt, um neue mittel- bis langfristige Long-Positionen am Goldmarkt zu eröffnen. Das obere Bollinger Band liefert aktuell zwar noch Luft bis ca. 2.047 USD, die Stochastik dreht aber schon nach unten und läutet damit langsam, aber sicher eine größere Korrekturbewegen ein. Aktuell würde ein Rücksetzer wohl bis in die starke Unterstützungszone zwischen 1.900 und 1.930 USD führen.

2.2 Tageschart: Konsolidierung auf hohem Niveau
Gold in US-Dollar, Tageschart vom 29. April 2023. Quelle: Tradingview

Auf dem Tageschart gelang dem Goldpreis zuletzt das Kunststück, den stark überkauften Zustand mittels einer Konsolidierung auf hohem Niveau abzubauen. So erreicht der Stochastik-Oszillator aktuell fast die überverkaufte Zone, ohne dass es in den letzten zwei Wochen zu dramatischen Kursrücksetzern gekommen wäre.

Das richtungslose Geschiebe mag zwar nervenzehrend gewesen sein, ein Durchbruch nach unten wurde aber klar verhindert. Stattdessen kamen immer wieder Käufer in den Goldmarkt und der Blickkontakt mit der runden Marke von 2.000 USD konnte gehalten werden. Zusätzlich rückte das untere Bollinger Band (1.968 USD) fast bis an das aktuelle Kursgeschehen vor. Damit ist die Unterseite um 1.970 bis 1.980 USD zunächst recht gut abgesichert.

In der Summe stehen daher die Chancen für einen nochmaligen Angriff auf die Preisregion um 2.050 USD in den kommenden Tagen und Wochen relativ gut. Die zunehmend parallel verlaufenden Bollinger Bänder dürften dabei das Kursgeschehen noch zwei bis drei Wochen primär zwischen 1.970 und 2.030 USD halten. Kurz Ausreißer sind immer möglich, sollten sich aber zunächst als Fehlausbrüche erweisen.

3. Terminmarktstruktur Gold


Commitments of Traders Report für den Gold-Future vom 28. April 2023. Quelle: Sentimenttrader

Laut dem aktuellen CoT-Report hielten die kommerziellen Händler am letzten Dienstag eine kumulierte Leerverkaufsposition in Höhe von 211.928 Future-Kontrakten auf den Goldpreis. Im langfristigen Vergleich ist diese Shortposition relativ hoch und damit eher ungünstig für die weitere Preisentwicklung.

Der aktuelle CoT-Report ist bärisch.

4. Sentiment Gold


Sentiment Optix für Gold vom 28. April 2023. Quelle: Sentimenttrader

Im großen Bild ist der Goldmarkt aktuell immer noch ein großes Stück entfernt von Euphorie und überbordender Gier. Trotzdem ist der Optimismus unter den Marktteilnehmer dank der starken Erholung in letzten Monaten deutlich angestiegen. Auffällig ist im großen Bild, dass der Goldpreis kürzlich wieder an den alten Hochs um 2.050 USD klopfte, während die Stimmungslage bei weitem nicht so euphorisch war wie bei den letzten beiden Hochpunkten in dieser Preisregion. Das ist mittelfristig ein gutes Zeichen für den Goldpreis.

Insgesamt ist das Sentiment weiterhin neutral.

5. Saisonalität Gold


Saisonalität für den Goldpreis über die letzten 54 Jahre vom 28. April 2023. Quelle: Sentimenttrader

Schon seit Ende Februar befindet sich der Goldpreis in der statistisch betrachtet eher ungünstigen Frühlingsphase. Während die ersten Maiwochen meist noch moderate Anstiege brachten, kam es im Durchschnitt der letzten 54 Jahre ab Ende Mai und insbesondere im Juni zu scharfen Rücksetzern.

Unser primäres Szenario sieht daher zunächst noch einige Wochen mit eher steigenden Goldkursen und evtl. ein bis zwei weiteren Attacken auf die Marke von 2.050 USD. Im Anschluss sollte der Frühsommer jedoch einen deutlicheren Rücksetzer mit sich bringen.

Die saisonale Komponente ist kurzfristig noch leicht positiv, bis zum Hochsommer bleibt die Ausgangslage aber ungünstig. Wir erwarten bis dahin nochmal einen deutlichen Rücksetzer, der dann aber auch den Startpunkt für die Rally im 3.Quartal liefern sollte.

6. Makro-Update – Bankenkrise, Dollarkrise, Energiekrise, Crackup-Boom

Wenn die Fed Zinsen erhöht, bricht sie normalerweise etwa; vom 16.April 2023. Quelle: Bloomberg

In den letzten 15 Monaten hatten wir immer wieder klar geschrieben, dass die FED mit ihrem brutalen Zinserhöhungskurs irgendetwas zerbrechen bzw. kaputt machen wird. Mittlerweile ist klar, dass die deutlich gestiegenen Zinsen das von den USA dominierte und stark gehebelte Papiergeld-Finanzsystem bereits an den Abgrund manövriert haben.

So geht an diesem Wochenende mit der First Republic Bank die nächste amerikanische Regionalbank den Bach runter. Zur Stunde bemüht sich die US-Regulierungsbehörde FDIC noch darum, ob eine Übernahme durch JPMorgan Chase, PNC Financial Services oder andere Banken möglich wäre. Dies würde zumindest theoretisch eine Sanierung im Anschluss an eine staatliche Beschlagnahmung ermöglichen.

Sollte die in San Francisco ansässige First Republic Bank hingegen unter Zwangsverwaltung gestellt werden, wäre dies innerhalb eines Monats nach der Kryptobank Silvergate Capital, der Silicon Valley Bank und der New Yorker Signature Bank die vierte US-Bank, die zusammenbricht. Der Aktienkurs der First Republic Bank war am Freitag in New York um bis zu 54% implodiert, nachdem Spekulationen über eine Beschlagnahmung durch die US-Bankenaufsichtsbehörde aufgekommen waren. Seit Jahresanfang hat die Aktie über 97% ihres Wertes verloren.

Hintergrund ist und bleibt der dramatische Abzug von Kundeneinlagen. Anstatt das Geld mit Minizinsen auf einem Bankkonto liegen zu lassen, kaufen Anleger verständlicherweise lieber mit bis zu 5% verzinste Staatsanleihen. Um diese Kundengelder auszahlen bzw. überweisen zu können, müssen die Banken in Windeseile Liquidität beschaffen, die jedoch meist in Anleihen geparkt wurde, deren aktueller Wert aufgrund der gestiegenen Zinsen teilweise deutlich unter dem Kaufwert bzw. Nennwert notiert. Berichte in den sozialen Medien über Schwierigkeiten bei den jeweiligen Banken beschleunigen den Abzug von Kundeneinlagen noch und sorgen für einen Teufelskreis.

Während die FED in den letzten 15 Monaten mit Zinserhöhungen und Bilanzverkürzungen versuchte ihre Fehler aus der Vergangenheit zu korrigieren, befeuerte sie genau damit die nächste Krise. Diese neue Krise hat sie bereits dazu gezwungen, in Windeseile neuerliche gewaltige Papiergeldsummen aus dem nichts zu erzeugen und den wankenden Banken zur Verfügung zu stellen. Dadurch kommt es nur auf den ersten Blick zu einer unlogischen Entwicklung, denn eigentlich sollten Zinserhöhungen, Bilanzreduzierung und Bankenzusammenbrüche in der Summe stark deflationär wirken. Aktienindices, Kryptowährungen und Rohstoffpreise sind in den letzten Wochen jedoch deutlich gestiegen und machen bislang keine Anstalten, den von der Öffentlichkeit erwarteten Crash zu fabrizieren. Genau dies ist aber typisch für den Crack-Up Boom, in dem der voranschreitende Vertrauensverlust mit immer größeren Stützungsmaßnahmen bekämpft wird und dadurch die Fiat-Währungen ins Bodenlose fallen, während Sachwerte nominal zulegen.



Credit Default Swap USA in Euro, vom 24.April 2023. Quelle: Zerohedge


Zudem beschleunigt der giftige Mix aus Ukraine-Krieg, Energiekrise, zunehmend offen ausgetragener Kriegstreiberei zwischen den USA und China, exorbitanter US-Staatsverschuldung sowie dem Erreichen der US-Schuldenobergrenze und der damit einhergehenden Dollarkrise, zunehmenden Rezessionsrisiken, weltweit hohen Inflationsraten als auch der weiterhin akuten Bankenkrise und dem kürzlichen Bankrun in den USA den schnell voranschreitenden Vertrauensverlust. Das lässt sich insbesondere an einem immer schwächeren US-Dollar sowie den explodierenden Credit Default Swaps (CDS) ablesen. Diese CDS werden zwar vor allem von Banken gekauft, um aus aufsichtsrechtlichen Gründen mögliche Ausfallrisiken abzusichern, trotzdem reflektiert dieser kleine Marktsektor ganz gut, was im Finanzsystem aktuell wirklich los ist.



In diesen unsicheren Zeiten wenden sich nicht nur Privatanleger, sondern vermehrt auch institutionelle Anleger und vor allem Zentralbanken den Edelmetallen zu. Zwar können die Aufgaben einer Zentralbank je nach Land bzw. Währungsraum unterschiedlich ausfallen, grundsätzlich besteht die zentrale Aufgabe einer Zentralbank aber darin, Preisniveaustabilität im zugehörigen Währungsraum zu gewährleisten und das umlaufende Geld zu kontrollieren bzw. die im Umlauf befindliche Geldmenge in einer Volkswirtschaft zu steuern.

Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, kauften schon im letzten Jahr zahlreiche Zentralbanken eine Rekordmenge von 1.136 Tonnen Gold im Wert von rund 70 Milliarden US-Dollar. Aufgrund des schnell schwindenden US-amerikanischen Einflusses auf Saudi-Arabien und dessen neuem Bündnis mit China und dem Iran dürften schon bald immer mehr Zentralbanken hin zu einer Diversifizierung ihrer Portfolios weg vom US-Dollar gezwungen sein werden. Dieser Prozess könnte sich in den kommenden Jahren beschleunigen und den Goldpreis problemlos bis auf 3.000 USD und höher ansteigen lassen.

Ohne Zweifel leben wir in historischen Zeiten. Nur mit dem klaren Bekenntnis für freie und offene (Finanz-) Märkte inklusive des notwendigen Wettbewerbes und einem freien mit Sachwerten gedecktem Marktgeld als auch einer freien und offenen Gesellschaft, in der jede freie Meinungsäußerung ein unabdingbares Grundrecht ist, hätte das westliche Bündnis um Amerika noch eine Chance gegen die totalitäre Allianz Chinas und Russlands. Statt aber auf Freiheit und Marktwirtschaft zu setzen, versuchen die USA ihre globale Hegemonie durch aggressive militärische Machtprojektionen aufrechtzuerhalten. Die Ansammlung an Flugzeugträgern und Militärmaschinerie vor und um Taiwan spricht Bände!

7. Fazit: Gold – Topping Prozess, dann Rücksetzer und neue Kaufchance


Nach gut sechs Monaten Aufwärtsbewegung und einem Kursanstieg von über 430 USD wird die Luft für den Goldpreis kurzfristig betrachtet immer dünner. Vermutlich gelingt den Bullen nochmals ein Angriff auf den Widerstand um 2.050 USD, eventuell reicht die Kraft kurzzeitig sogar noch für ein Wiedersehen mit dem Allzeithoch um 2.075 USD. Angesichts der überkauften Lage auf dem Wochenchart sowie der ungünstigen saisonalen Komponente, müsste es im Anschluss aber zu einem deutlichen Rücksetzer in Richtung 1.900 bis 1.930 USD kommen. Auch die offene Kurslücke im Goldfuture (Juni-Future 1.889 USD) könnte dabei noch geschlossen werden.

Florian Grummes
Edelmetall- und Krypto-Experte

www.midastouch-consulting.com
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Quelle: www.celticgold.de

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